Kapitel 1

Lorena Karbstein

von Lorena Karbstein

Story

Die Uni nervt. Genau wie die Schule. Alle hatten mir gesagt, auf der Uni würde alles besser werden. Solche Lügner. Das einzig Gute an dieser quälenden Lehranstalt? Meine Freundin Hellena. Ich hatte sie an meinem ersten Tag hier kennengelernt, wir hatten das gleiche Hauptfach und tatsächlich auch einige der Nebenkurse zusammen. Nur dank ihr, hielt ich es hier noch aus. Und das schon im gerade mal dritten Semester.

„Hey Serena!“ Ich zuckte heftig zusammen, als mich die Stimme meiner Freundin aus meinen Gedanken riss. Es musste was Ernstes sein, sonst nannte sie mich nie beim vollen Namen.

„J…ja? Was ist denn Hell?“ Ich liebte sie einfach für diesen Namen und vor allem für diesen Spitznamen.

„Willst du nicht wenigstens so tun, als würdest du aufpassen? Der Prof schaut dich schon die ganze Zeit so komisch an. Du bist hier halb am einschlafen.“

„Oh…ehm…ups?“ Ich seufzte laut auf und streckte mich ausgiebig, bis meine alten Knochen knackten. Von Hell hörte ich in dem Moment nur ein leises Kichern. „Es fällt mir schwer bei dem richtig aufzupassen…sorry, aber der bringt die japanische Geschichte ja mal übelst langweilig rüber.“

Hellena musste wieder etwas kichern. „Ja, das stimmt. Aber du kriegst relativ einfach eine gute Note und ich glaube, es juckt ihn auch nicht, ob wir spicken oder nicht.“

„Stimmt auch wieder.“ Ich drehte meinen Kopf ein paar mal im Kreis und ließ ihn dann erschöpft in den Nacken fallen, als mein Blick die Uhr an der Wand streifte. „Wir müssen hier noch eine halbe Stunde sitzen?“ Meine Stimme verwandelte sich in ein heiseres Quietschen, als ich versuchte die Lautstärke im Zaum zu halten.

Hell strich mir beruhigend über den Arm. „Das nächste mal, setzten wir uns weiter nach hinten, dann kannst du auch etwas schlafen.“ Ich hätte sie abknutschen können für diese Aussage. Sie war einfach die Beste. Auch wenn ich mich bemühte wach zu bleiben, fielen mir die Augen immer wieder zu. Ich versuchte die Texte vor mir zu lesen, mir Notizen zu machen oder kritzelte einfach nur etwas auf meinem Block rum, um meine Zeichenkünste zu verbessern. Oder ich dachte mir Geschichten und Songtexte aus. Aber das half heute alles nichts. Die Stimme des Professors war so ermüdend, dass mein Kopf immer wieder der Schwerkraft erliegen wollte und nach unten sank. Manchmal musste Hell ihn sogar auffangen, damit er nicht vollends auf dem Tisch landete. Und trotzdem fielen mir die Augen irgendwann zu und ich bekam nichts mehr mit.

© Lorena Karbstein 2022-08-30