von Runna Kabiri
Liebe ist das unbedingte Interesse an der Entfaltung des Anderen. Das ist Liebe. Es gibt hier keinen, der mich liebt. Wer interessiert sich von den nahestehenden Personen in meinem Leben für meine tiefen, echten Bedürfnisse, Träume, Wünsche und manchmal Ängste? Ich finde niemanden, außer meine Kinder. Sie sind es, die sich wirklich Sorgen machen, wenn sie mich belastet sehen. Sie sind es, die unruhig werden, sich sogar total daneben verhalten, wenn sie sehen, dass Mama sich wieder nicht um sich kümmert, dass Mama sich viel zu sehr belastet, und dass Mama eigentlich keinerlei Freude hat im Alltag. Verwundert gucken sie zu mir, wenn ich mal lache. Sie wundern sich, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie gucken mich an und staunen, können gar nicht fassen, was sie da sehen und freuen sich gleichzeitig unendlich über das, was sie da sehen. Niemand auf dieser Erde unter den lebenden Menschen liebt mich so sehr und so gut, wie meine Kinder. Und obwohl meine Mutter das nicht so sieht und gar nicht so empfindet, liebe ich sie doch auch so. Ich liebe ihr Lachen, ihre Freude, ihre gute Laune. Ich liebe es, wenn sie das tut, was ihr guttut und das lässt, was ihr schadet. Wenn sie Abstand hält von Menschen, die sie nur herunterziehen und benutzen und eigentlich gar nicht gern haben und es tut mir sehr leid, wenn sie es nicht erkennt und immer wieder dahin geht, wo man sie doch gar nicht lieb hat. Kinder sind die aller besten Entwicklungshelfer auf dieser Welt. Besser als jeder Therapeut, besser als jede Meditation, besser als jede Atemübung und besser als jede Hypnose oder sonstige Behandlung. Sie zeigen mir, wenn wieder was schiefläuft, in dem sie „Ärger machen“. Sie nässen das Bett ein, sind unruhig, weinen und quengeln herum, schreien besonders laut, zappeln oder sind ganz besonders anhänglich. Sie sind im Prinzip nicht auf sich konzentriert, weil sie damit beschäftigt sind, dass Mama so ein Mist baut.
Gestern haben die beiden den ganzen Tag so „schön“ miteinander gespielt, dachte ich. In der Nacht aber bemerkte ich, dass der Tag überhaupt nicht gut war. Die längst trocken gewordene 6-jährige Tochter nässte wieder das Bett ein, die andere hatte mit Alpträumen zu kämpfen. Was soll ich noch alles tun? Fragte ich mich verzweifelt und deprimiert am Morgen. Wieso hilft Gott mir nicht, wieso hilft mir keiner. Keiner liebt mich und das tut weh. Wie oft soll ich meinem Mann und Mitmenschen noch sagen, dass ich nicht mehr kann. Wie oft soll ich noch sagen, dass ich Hilfe mit den Kindern brauche, freiwillige und gewollte Hilfe. Keine aufgedrängte Hilfe mit Meckereien. Sieht denn keiner, dass ich zu kurz komme, dass ich den ganzen Tag nichts anderes tue als Haushalt und Kinderbetreuung? Sieht mich denn hier keiner? Anscheinend nicht. Und sich selbst sehen sie ja auch nicht. Wie sollen sie mir Liebe schenken können, wo sie doch so lieblos zu sich selbst sind? Biologisch unmöglich. Trennungen und Kontaktabbrüche sind auch keine Optionen, weil ich im Prinzip mit den gleichen Belastungen zu kämpfen hätte, wie jetzt auch. Das bringt also nichts.
Konkret brauche ich 2-3 Tage die Woche, für 2-3 Stunden, ganz alleine für mich. Jemand, der meine Kinder abholt mit Freude und sie mir mit Freude wieder zurückbringt. Jemand, der die Termine mit mir und den Kindern sehr ernst nimmt, so ernst wie wichtige Business-Termine. Wieso schickt mir Gott nicht endlich so jemanden?
© Runna Kabiri 2024-07-26