von JulietteLys
Diese Geschichte wurde schonmal geschrieben, doch sie wurde vernichtet. Von mir allein. Es war der Scham, Leute an meinen privatesten Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen, geschweige denn selbst davon zu lesen. Doch ich merke, dass es mir fehlt. Dass es fehlt, die Geräusche meiner Finger auf der Tastatur zu hören, etwas zu hinterlassen, was mich reflektiert und in meiner ursprünglichen Form zeigt. Was im besten Falle andere Leute interessiert und ihnen vielleicht sogar weiterhilft. Voller Aufregung hüpfen meine Finger von Buchstabe zu Buchstabe, ab und zu muss ich ein Wort korrigieren, weil ich es fast überstürze. Aber ich liebe es zu schreiben. Das tat ich schon immer. Seit meines letzten Eintrages sind Monate vergangen. Die Texte waren anstrengend, nachdenklich, aber poetisch und fantasievoll. Man konnte förmlich spüren, wie sich die Frau in dieser Geschichte fühlt. Ohne Vater, schwieriger Job, der Wunsch nach einer liebevollen Verbindung. Viel hat sich geändert. Den Abschluss habe ich geschafft, meinen Traumjob habe ich bekommen und meine Freunde sowie Familie sind immer für mich da. Gibt es da einen Grund, sich im Leben zu beschweren? Klar, ein paar Baustellen gibt es immer. Aber im Moment kann ich voller Stolz von mir behaupten: Ich bin glücklich.
Mittlerweile bin ich glücklich. Allein, aber nicht einsam. Klar, es gibt Momente, in denen ich mich nach Nähe und einer Schulter zum Anlehnen sehne, aber vorerst macht mich nichts glücklicher als zu wissen, wer ich bin und dass ich genug bin. Der Rückhalt meiner Familie und meiner Freunde macht mich noch stärker und bestätigt mich, außergewöhnlich, wunderschön zu sein und geliebt zu werden. Ich habe damit aufgehört, mein Glück von anderen Menschen abhängig zu machen. Speziell von Männern, deren Aufmerksamkeit ich brauchte, um mein Selbstbewusstsein für eine kurze Zeit aufzupolieren. Dass dadurch jedoch mein Selbstwertgefühl bei jeder neuen Bekanntschaft um einen erheblichen Teil sank, war mir nicht bewusst. Denn hinterher merkte ich erst, wie benutzt und ungeliebt ich mich fühlte. Ich verlor den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Ich sehnte mich so sehr nach Liebe, aber war mir nicht bewusst, dass dies keine Liebe war, sondern ungesunde, wie man heute sagt „toxische“ Beziehungen. Und dass der Weg raus aus solchen Beziehungen sehr viel schwerer war als rein. Falls es dir da draußen genauso geht, lass dir gesagt sein: Das ist nicht der richtige Weg. Alles, was dich langfristig nicht glücklich macht, sondern eher im Gegenteil, dich unwohl und ausgenutzt fühlen lässt, gehört nicht in dein Leben. Trenne dich davon, auch, wenn es noch so schwer erscheint. Letztendlich ist es wichtig, dass man selbst daraus lernt und nicht andere Menschen für sein Verhalten verantwortlich macht. Doch im Kern ist er es gewesen, der mich krank gemacht hat. Wodurch ich auch erstmal nur kranke Menschen angezogen habe. Denn wenn es eine ungeschriebene Regel gibt, lautet sie: Nur Gesundes zieht Gesundes an und Krankes, tja, zieht eben nur Krankes an.
© JulietteLys 2025-01-17