Kapitel 10

Mauritz Wilshusen

von Mauritz Wilshusen

Story

«Also wenn man es pragmatisch sieht, ist das hier ziemlich verrückt. Würde ich die wissenschaftlichen Tatsachen nicht beachten, könnte man meinen du kannst mit deinem Bewusstsein die Form eines Tieres annehmen, deinem genetischen Urvater.» «Oder Urmutter», warf Virginia ein. Das klärt allerdings einiger meiner Fragen. Leider sind ungefähr eine Milliarde neue nun in meinem Kopf aufgeploppt. Ich hatte mich wohl nicht allzu gut unter Kontrolle, denn Wilson schien das zu bemerken. «So ganz genau wie das alles funktioniert weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Mit den herkömmlichen Mitteln der Wissenschaft kommt man da nicht weiter. Dieser Staudamm ist…», Virginia und ich stoppten ihn mit zwei durchbohrenden Augenpaaren, bevor er noch weiteres Unheil in die Situation bringen konnte. «Auf jeden Fall musst du lernen diese Kräfte kontrollieren zu können. Das Ziel von Camp Eden ist es, diese Menschen aufzuspüren und ihre Fähigkeiten im Guten zu nutzen. Denn in den falschen Händen können sie viel Schaden anrichten» Plötzlich verdunkelte sich Virginias Miene merklich. Ich musste mich selber daran erinnern zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nachzuhaken. «Also gibt es hier auch noch andere Weirdos wie mich?», versuchte ich das Gespräch in eine produktive Richtung zu bringen. Virginia schien sich wieder gefasst zu haben und antwortete: «Allerdings. Du hast einige davon sogar schon kennengelernt.» Mehr preisgeben wollte sie mir dann nicht mehr. Ich verstand echt nicht, was diese ganze Geheimniskrämerei sollte. Am Ende würde ich doch eh alles erfahren. Aber nun ja, so sind Frauen im Höhepunkt ihres Lebens nun mal. Da konnte man herzlich wenig machen.

*

Nachdem ich von den Apparaturen ab gestöpselt wurde, führte half-life-crises-Virginia mich nach unten. Dort stand nun ein kleiner Golfbuggy. Als wir uns näherten, öffneten sich die Türe automatisch wie Flügel nach oben. Technik können sie also doch. Obwohl sie diese McLaren-Buggy Energie auch gut woanders hätten hereinstecken können. Zum Beispiel in ihren Gesundheitsapparat.

«Ihr könnt mir jetzt nicht sagen, dass der gleich auch noch von alleine fährt.» «Nun ja unsere Technikabteilung steckt eben gerne Geld in die Dinge, die sie für wichtiger halten», offenbar war Wilson der leichte Innovationssprung zwischen medizinischem Equipment und diesem Cyber-Gefährt auch schon unangenehm aufgefallen. Die Fahrt führte uns auf ein weitläufiges Gelände. Ein Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als ich kam aus einem von vielen durchaus traditionell aussehenden Gebäuden, die aber dennoch voll mit Hightech gepackt zu sein schienen. Hier reichte das Geld wohl für automatische Bambustüren. Bildete ich es mir nur ein oder hörte ich ein swush als die Tür wieder zu glitt. Hier war jemand ganz klar Star Wars Fan. Virginia vielleicht? Nein, das konnte ich mir wirklich nicht vorstellen. In ihrem Outfit ging man nicht in Science-Fiction Filme. Vielleicht eine leichte französische Komödie oder ein Schwarz-weiß Arthouse Film, aber sicherlich kamen darin keine Lichtschwerter darin vor.

© Mauritz Wilshusen 2023-08-12

Genres
Romane & Erzählungen