von Paze
Immer noch hallte das Echo des Dorfes in den Ohren der Kinder wider. Fenris, Ayla und Fayra flohen durch das Gestrüpp, völlig außer Atem, ihre Kräfte schwanden. Trotzdem erkannte man weiterhin die Rauchschwaden der Verwüstung, die den Himmel verdunkelten. Die Mutter zerrte sie mit sich, während Fenris weiterhin versuchte, sich dagegen zu wehren, um zurückzulaufen: „Papa…..Nein……Wir müssen zurück! Wir können ihn doch nicht alleine lassen!“ Die Schwere seiner Verzweiflung und Entrüstung war in seinen Worten spürbar. „Und Lumina…..Sie….sie soll nicht alleine sein…..Wir müssen sie mitnehmen!“, verlangte Ayla, aber Fayra hörte ihnen nicht zu. Sie wollte sie lediglich in Sicherheit bringen. Zwar erkannten die beiden Kinder es nicht, da sie den Kopf von ihnen weggedreht hatte, aber einige Tränen kullerten ihr von den Wangen allein beim Gedanken daran, die beiden im Dorf zurückgelassen zu haben. Aber schnell wischte sie sich mit den Händen über das Gesicht und lächelte Fenris und Ayla hoffnungsvoll an: „Ihnen wird es bestimmt gut gehen…..Ihr kennt doch euren Vater! Und Lumina wird sicherlich auch den Fängen dieser bösen Leute entkommen sein! Aber wir müssen weiter zum Hafen und schnell auf das nächste Schiff, um von hier zu verschwinden! Ich fürchte, dass wir hier nicht mehr länger willkommen sind….“ „Wieso, Mama……Wieso…..hassen sie uns?…….Was haben wir ihnen getan?“, fragte Ayla verwirrt. Fayra brachte kaum mehr als ein seufzendes Geräusch von sich. „Lasst uns einfach zum Hafen von Novitium gehen……..Papa wird dort sicherlich schon warten!“, wollte Fayra vom Thema ablenken. Doch mit einem Mal erklang das Gejaule und Geplärre von Wölfen, dessen Stimmen wie ein Lied des Untergangs zwischen den Bäumen widerhallte. „Wölfe?“, fragte sich die Mutter, als sie ihren Marsch beschleunigte: „Wenn wir schnell genug sind, dann erreichen wir den Hafen noch vor Sonnenaufgang!“ Aber ehe sie sich versahen, sprangen einige Geschöpfe aus dem Dickicht hervor. Brummend, die Zähne fletschend, schlenderten die Biester um die drei Fabelwesen herum. Auf der Stelle riss Fayra ihre Kinder schützend hinter sich, um sie vor diesen Monstern zu verteidigen. „Ihr…..Ihr Biester……werdet ihnen kein einziges Haar krümmen!“, fauchte sie zielstrebig, während sie selbst ihre Krallen ausfuhr und ihre Augen auf der Suche nach einem Ausweg wild umherschweiften. Ayla umarmte den wimmernden und zitternden Fenris, der zwar selbst gerne ins Getümmel gestürzt wäre, aber von der Angst zurückgehalten wurde. Bevor Fayra etwas tun konnte, hüpfte plötzlich ein Wolf auf sie zu und drückte sie gewaltsam zu Boden. „Mama!“, schrien die beiden Kinder, als sich die anderen Wölfe näherten. „Lasst! Meine! Kinder! In Ruhe!“, rief Fayra und stieß mit aller Kraft den Wolf von ihrem Bauch. Mit ausgestreckten Händen preschte sie vor und stellte sich schützend vor ihre Kinder. „Ihr müsst zuerst an mir vorbei!“, drohte sie grollend. Kein Ausweg mehr. Die Wölfe schritten heran. Sabber lief aus ihren Mäulern, hungrig nach frischem Fleisch. Die Dunkelheit umgab sie von hinten, während ihnen nur leuchtend rote Augen entgegenstarrten. Eine Tatze nach der anderen setzten sie vorwärts. Sie machten sich bereit, jeden Moment. Die Wölfe schärften ihre Klauen, leckten sich genüsslich über die Zähne. Die kleinen Herzen pochten, aber das verschlingende Feuer versuchte sie zu beschützen. Und dann sprangen die Wölfe in Richtung der Familie.
© Paze 2024-02-09