Ein Schwall Feuer füllte die Höhle. Die Rüstung hatte den Ritter davor geschützt und auch Luise-Marie war unbeschadet, dank des Zaubers der Feen. Der Drache brüllte so laut, dass sogar die Felsen bebten. Ohne dass sie darüber nachgedacht hatte, rannte die ehemalige Prinzessin mit dem neuen Schwert in der Hand auf den Drachen zu. Fast wäre sie bei ihm gewesen und hätte ihn damit angegriffen, da traf sie der Schwanz des Ungeheuers und sie flog durch die Luft und prallte gegen die Höhlenwand. Durch die enorme Wucht hatte sie das Schwert losgelassen und es war ebenfalls durch die Luft geflogen und vor den Füßen des Ritters gelandet. Benommen lehnte Luise-Marie an den Felsen und dachte an die Geschichte des Mannes, der einst gegen einen Drachen gekämpft hatte: „… es gelang dem Ritter ihm in sein Herz zu stechen, denn nur so kann man Drachen töten.“ Natürlich. Mein Versuch hätte nichts gebracht. Ich muss sein Herz treffen. Aber er ist so riesig. „Irgendwie muss ich auf eine höhere Ebene kommen“, murmelte das Mädchen, noch immer etwas benommen. „Da“, Penelopes Stimme beendete das Durcheinander in Luise-Maries Kopf. Sie zeigte auf den Felsvorsprung am Eingang der Höhle. „Ja, wenn du da hochkletterst, dann kannst du den Drachen besser angreifen“, pflichtete ihr Eleonore bei. Sie nickte und lief zum Vorsprung. Dann griff sie nach den hervorstehenden Felsstrukturen und machte sich so daran den Vorsprung hochzuklettern. Als sie oben war, zog sie das Schwert, welches sie von den Feen hatte und stieß einen lauten Schrei aus. Das machte den Drachen auf sie aufmerksam. Er kam auf sie zu und versuchte sie mit einer seiner Klauen zu treffen. Sie duckte sich, aber seine Krallen streiften dennoch ihren Rücken. Es war zwar keine tiefe Wunde, aber es brachte sie dennoch aus der Fassung. Da griff der Ritter nach dem Schwert, zu seinen Füßen, wodurch seine Rüstung klapperte. Das Ungeheuer drehte den Kopf, um die Quelle des Geräusches ausfindig zu machen. Der erste Schock des Mädchens war gewichen und sie war bereit weiterzukämpfen. Durch die Ablenkung hatte Luise-Marie eine Chance. Sie ging zum Rand des Vorsprungs und stieß ihr Schwert in die Brust des Drachens, welche genau vor ihr war. Die Bestie wankte und wich zurück, fiel aber nicht um. Da griff der Ritter an und rammte das Schwert in die Seite des Monsters. Als er es herauszog, spukte das erzürnte Ungeheuer Feuer und stieß den Ritter mit der vollen Wucht seiner Krallen um. Das Schwert fiel zu Boden. Ohnmächtig blieb der Ritter liegen. In der Zwischenzeit waren die Feen zu dem Schwert geflogen, hatten es aufgehoben und zu Luise-Marie gebracht. Der Drache wollte sich ihr gerade wieder zuwenden, da stieß sie das Schwert auch schon mit aller Kraft in das Herz des Ungetüms. Er spie Feuer und brüllte ohrenbetäubend. Dann fiel er zu Boden. Sie war vom Felsen heruntergestiegen und zu der Kreatur gelaufen. Der Drache war tot. Luise-Marie hatte ihn besiegt. Sie atmete erleichtert aus. Sie griff mit beiden Händen nach ihren Schwertern, welche noch in seinem Brustkorb steckten und zog sie heraus. Da bemerkte sie neben dem Körper des Ungeheuers einen Stein, auf dem ein Baum abgebildet war, der einen gespaltenen Stamm zu haben schien. Verwundert über ein Bild auf einem Stein ging sie zu den Feen, die nach dem Ritter sahen. Da erst dachte sie wieder an ihre Wunde am Rücken und mit einem Mal durchfloss sie ein Schmerz. Ein Kampf mit einem Drachen hinterließ wahrlich Spuren.
© Victoria Rückstein 2023-09-19