Eingehend betrachtete ich die frisch aufgewühlte Stelle unter den Rosenstöcken. Der Mann – wir nannten ihn Larry – war tatsächlich nicht mehr erwacht und wir mussten kreativ werden. Wie sich herausstellte, war es gar nicht so einfach, einen ausgewachsenen Menschen zu vergraben. Als wir Larry in die Erde setzten, wurde uns schnell bewusst, dass wir nicht tief genug gebuddelt hatten, denn der Kopf sah noch heraus. Da keiner von uns Lust darauf hatte, das Ganze noch gründlicher zu veranstalten, setzten wir kurzerhand einen Eimer über sein Haupt. Als ein neuer Tag anbrach, war Larry schon fast vergessen und ich war freudig zu meinen Menschen ins Automobil gehüpft. Heute sollte es auf einen Ausflug gehen. Gespannt sah ich aus dem geöffneten Fenster und wedelte mit der Rute. Die frische Luft war herrlich wohltuend. Vögel sangen in der Ferne ihr einsames Lied und vollzogen mit wechselnden Partnern den Ritus der Freundschaft. Wirklich herrlich. „Ziemlich viele Helis hier in letzter Zeit“, durchbrach Paul meine Gedanken. Meinte er die lärmenden Flugmaschinen, die ihre Kreise am Himmel zogen? Argwöhnisch speicherte ich diese Information für später ab, jetzt wollte ich erst mal Spaß haben!
Linda, Paul und ich wanderten eine ganze Zeit lang in der angenehmen Frühjahrsbrise. Beschwingt lief ich durch die grünen Wälder und genoss die endlose Freiheit. In meiner Welt gab es so etwas nicht. Das einzige, was dort zählte und Wert hatte, war die Kampfausbildung.
Erfreut zog ich mit Paul einen Strick um die Wette und auch Linda schien ihren Spaß zu haben, da sie erfreut in die Hände klatschte. Es war ein toller Tag, bis Paul plötzlich meinen Kauknochen aus einer Tasche zog. Ach du Scheiße, wie war er denn an den gekommen? Sofort unternahm ich alles mir Mögliche, um ihn die Energiezelle aus der Hand zu entreißen und sprang grob vor ihm auf und ab. „Du willst sie? Dann hol sie dir mein Junge!“, rief er und das Schlimmste geschah. Er holte aus und warf den Knochen aus voller Kraft in die Luft. Wie in Zeitlupe betrachtete ich die Zelle, wie sie knapp an meiner Schnauze vorbei flog und ein paar Meter weiter auf dem Boden aufprallte. Mit meinem feinen Gehör bemerkte ich just in diesem Moment, dass etwas darin zerbrach. Steif lief ich mit Schrecken in den Gliedern zu ihr und beschnupperte sie eingehend. Die interne Kühlung war beschädigt, keine Chance auf Reparatur. Auch die Tarnvorrichtung ging verloren und anstelle des braunen Spielzeugs kam die Zelle mit der grünen Flüssigkeit zum Vorschein. Auch Linda und Paul waren mittlerweile nachgekommen und betrachteten das Fläschchen verwirrt. Langsam drehte ich mich zu ihnen. „Das war wirklich das Dämlichste, was hätte passieren können“, sagte ich erzürnt. Die beiden Menschen starrten mich schockiert an. „W-was sagtest du gerade?“, stotterte Paul. „Ich nehme die Schuld auf mich, ich hätte vorsichtiger sein müssen“, redete ich mehr zu mir selbst. „Ich glaube, unser Hund ist wirklich kaputt“, erwiderte Linda.
© Magdalena Herrmann 2022-07-31