von Emilia Reinalter
Schon von Weitem erkannte er die Stadt, sowie einem riesigen Dorfplatz inmitten der Häuser. Nur einen Augenblick hatte er nicht aufgepasst und schon flog er in hohem Bogen durch die Luft und fand sich kopfüber in einem Netz wieder. Ein tiefer Schrei entfuhr seiner Kehle, während er spürte wie im langsam immer schwindeliger wurde. Aus dem Boden stiegen weiße Dampfschwaden auf, bis ihn vollkommene Schwärze umhüllte. Blinzelnd wachte er wieder auf und sah über sich einen Engel mit roten Haaren schweben. Nein, kein Engel. Sasha. Mit einem Mal wurde seine Sicht wieder klar und er versuchte in Windeseile sich aufzurichten. Doch die schwarzen Lederfesseln an seinem Handgelenk machten ihm da einen gehörigen Strich durch die Rechnung. In Ihren Händen hielt sie ein scharfes Messer und bekleidet war sie nur aus dünnen Stoffstreifen in schwarzem Leder. Sie sah gut aus und doch spürte er nichts als Verachtung, wenn er sie so sah mit diesem höhnischen Grinsen im Gesicht mächtig über ihm drohend. „Was willst du?“, konnte er unter zusammengepressten Zähnen hervorbringen. Sie bedachte ihn nur mit einem wissenden Lächeln. „Ach, Phoenix. Ich hab dich ja so vermisst.“, sagte sie, während sie mit ihrer freien Hand langsam über sein nacktes Bein strich. Angeekelt schreckte er zurück. „Wie geht es Ännie denn eigentlich so?“ Vor Wut schnaubend bäumte sich sein Körper auf, jede Faser seines Körpers angespannt, doch die Fesseln hielten ihn weiterhin zurück. Von Sasha hörte er nur höhnisches Gelächter. „Wo sind wir hier?“, schaffte es Phoenix so gut es ging ruhig diese Worte aneinanderzureihen. „Gute Frage, gute Frage. Keine leichte Antwort. Aber was du erstmal wissen muss: Jeder hier hört auf mein Wort, mein Wort allein. Also keine Chance für dich, hier nochmal lebend raus zu kommen.“ Bei dieser Antwort musste er nur lächeln. „Warum bin ich dann nicht schon lange tot … Oder bedeutete ich dir etwa doch noch etwas?“ Sie ließ ihre Messer langsam spielen. „Wo würde denn da der ganze Spaß bleiben?“ „Oh, habe ich jetzt deine Frage noch nicht beantwortet. Mmh, ich nenne es ja immer ganz gerne Königin Sasha´s Paradies. Klingt gut, oder nicht?“ „Königin?“, wiederholte er nur fragend, was sie zuletzt gesagt hatte. „Ja, ganz richtig gehört, mein Lieber. Für die hier bin ich so eine Art Göttin, wegen irgendeiner Prophezeiung oder so. Sie wird kommen in flammendem Haar durch den Saft der Erde … Blablabla. Völliger Schwachsinn, wenn du mich fragst. Aber sie glauben daran.“ „Sasha, bitte. Was ist loß mit dir? Ich weiß, ich hätte dich nicht fort schicken sollen. Aber trotzdem musst du dich doch nicht gleich wie ein komplettes Arschloch aufführen. Was ist aus dem Mädchen geworden, in das ich mich damals verliebt habe. Die im Sonnenuntergang Steine gesammelt hat, eines Tages auf den Mars fliegen wollte und mit großen Augen bei jedem der Herr der Ringe Filme mitsprechen konnte. Ich weiß doch, dass du irgendwo da ganz tief drinnen ein verdammt großes Herz hast.“ Für einen Moment schien sie berührt zu sein, doch dann kam ihr offensichtlich etwas in den Sinn und auf ihrem Gesicht zogen dunkle Wolken auf. „Dieses Mädchen existiert schon lange nicht. Von jetzt an bin ich eine Königin. Und wenn du in diesem Drecksloch nicht verrotten willst, würde ich dir strengstens empfehlen, dich an meine Seite als König zu stellen.“ Noch nie in seinem ganzen Leben hatte Phoenix etwas so Lächerliches gehört. „In deinen Träumen vielleicht.“
© Emilia Reinalter 2023-11-28