Kapitel 13 – Eindringling

Alexa Dudda

von Alexa Dudda

Story

Als ich nach der Arbeit nach Hause fuhr, rief ich meinen Vater in Kairo an. „Hi Papa, wie läuft’s?“

„Sehr gut und bei dir? Lieb, dass du anrufst.“

„Bei mir auch“, log ich. „Ich feiere morgen meinen Geburtstag. Vielleicht hast du Lust vorbeizukommen. Aber wahrscheinlich bist du noch nicht zurück oder?“

„Nein ich komme erst am Mittwoch wieder, aber wir holen das nach. Ich lade dich nächste Woche zum Essen ein.“

„Schön. Hast du eigentlich mal Kristas Pflegerin kennengelernt?“

„Allerdings. Wieso?“

„Krista wollte ihr das Haus vermachen. Wusstest du das?“

Mein Vater schwieg eine Weile. „Ja, das hat die Göre behauptet, aber es wurde nie ein Testament gefunden.“ Mir wurde schlecht. Ich hatte gehofft, es wäre vielleicht doch nur ein Gerücht. „Die lügt das Blaue vom Himmel herunter. Wer weiß, ob sie deine Tante nicht sogar vergiftet hat, um an das Haus zukommen.“

„Ich habe gehört, sie ist verstorben.“

„Dann kann sie uns wenigstens nichts mehr streitig machen“, sagte mein Vater trocken.

„Hat sie das denn?“

„Lena, ich muss jetzt wieder los. Ich habe noch viel zu tun heute. Das ist wirklich nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Jetzt schon gar nicht mehr. Hab einen schönen Geburtstag meine Kleine und weihe das Haus mal richtig ein.“

Er legte auf. Ich bog in die Einfahrt und fuhr langsam auf mein Grundstück. Als ich das Haus betrat, kam ich mir vor wie ein Eindringling. Niedergeschlagen legte ich die Schlüssel ab und hielt plötzlich inne. Was war das? Stimmen. Hell und verzerrt drangen sie aus dem Wohnzimmer. Wie gebannt schlich ich zur Tür, doch traute mich nicht, sie weiter zu öffnen. Der Fernseher war an. Sonst nichts. Das Licht des Bildschirms flackerte und tauchte den Raum ab und zu in grelles Licht. In meinen Augen stand Entsetzen und Tränen schossen herauf, aber ich rührte mich nicht. Etwas machte die Situation noch abscheulicher. Der Fernseher lief zu schnell. Jemand spulte gerade vor! Und ich spürte es. Ganz deutlich. Wie ein Messer in der Brust. Etwas saß auf dem Sofa. Nur ein Schritt und ich würde sehen, was es war. Und da packte es mich. Panik. Ohne Rücksicht auf Lärm drehte ich mich um und raste zur Tür. Ich sah nicht zurück und dachte, die Haustür würde ich nie erreichen. Ich spürte es im Rücken. Jede Sekunde drohte es mich zu packen. Doch ich schaffte es.

Ich raste die Straße hinunter. Regen schlug mir ins Gesicht. Verzweifelt lief ich zum Haus der alten Frau und hämmerte gegen ihre Haustür. Es war niemand da. Ohne Zeit zu verlieren, rannte ich weiter. Meine Füße traten in riesige Pfützen und Dreck spritzte zu allen Seiten in die Luft. Endlich erblickte ich eine Häuserreihe mit hell erleuchteten Fenstern. „Rufen Sie die Polizei!“

© Alexa Dudda 2022-10-26

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