von Julia Kramer
Dann verstummte mein Lachen und ich wurde ernst. Caspian…er erzählte mir, was er zu tun vorhatte und ich…ich, war vollkommen bescheuert, denn ich stimmte zu. Caspian bat mich, ihn zu heiraten. Nicht sofort, aber in den nächsten Monaten. Während wir tanzten, sprach er davon, dass er mit mir zusammen das Königreich verändern wollte. Zum Besseren. Er wollte eine Lösung finden. Eine Lösung, die keinen Robin Hood brauchte, um Familien vor dem Hungertod zu schützen.
Erneut erklang der Gong und alle Anwesenden blickten erwartungsvoll auf den Podest, auf dem Prinz Caspian nun stand, bereit, den Namen seiner zukünftigen Frau zu verkünden. Um mich herum standen die anderen Anwärterinnen. Caspians Lippen bewegten sich, doch ich hörte nichts. Ich starrte ihn bloß an, unfähig mich zu bewegen. „Miss Marlowe Arlie!
Begeisterung brach aus. Ein Klatschen in meiner Nähe löste mich aus meiner Starre und ich machte unsichere Schritte nach vorne, wo Caspian mich mit beiden Armen empfing. Er legte eine Hand auf meinen unteren Rücken. Erst sah er in die Menge, dann in meine Augen. „Das wollte ich schon tun, als ich dich auf dem Balkon sah“, raunte er mir zu, dann legten sich seine Lippen auf meine. Mein Kopf schaltete ganz ab. Ich fühlte nur mehr. Griff mit einer Hand an sein Hemd und zog ihn näher zu mir, während die andere Hand durch sein Haar fuhr. Sein Arm schlang sich um meine Hüfte und er vertiefte den Kuss. Feurige Hitze flammte in meinem Körper auf und versengte mich fast. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Viel zu früh endete es und ich nahm langsam wahr, was geschehen war. Dass ich die zukünftige Königin war. Dass ich hier, vor all den Leuten, den Prinzen küsste, als würde mein Leben davon abhängen. Meine Wangen wurden heiß und ich sah Caspian an, der mich anlächelte.
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Die nächsten Tage vergingen wie im Rausch. Meine restlichen Sachen wurden von Jasper abgeholt, der selbstverständlich erst eine Erklärung verlangte, die ich ihm selbst kaum geben konnte. Doch ich gab mein bestes. Ich erzählte ihm von Caspian‘s Vorhaben. Es war etwas, das Elowen sich immer gewünscht hatte. Ein glückliches Ende, wie in einem Märchen. Etwas, das ich mir immer gewünscht hatte. Caspian versicherte mir, dass er sein Möglichstes geben wollte. Nicht nur, um der Stadt Gutes zu tun. Er versprach mir, sein Bestes zu geben, mich glücklich zu machen. Er sprach von uns. Uns, zwei gebrochenen Seelen, die vielleicht nur miteinander heilen konnten.
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Mehrere Jahre später rannte ein junger Bursche durch den Bankettsaal. Als er seine Mutter und seinen Vater draußen auf dem Balkon sah, rannte er zu ihnen und fiel in ihre Arme. „Mutter?“, fragte er und sah sie mit seinen großen, grauen Augen, die er von seinem Vater hatte, an. „Onkel Jasper meinte einmal, dass jeder Name eine Geschichte hat. Was ist die Geschichte zu meinem Namen?“ Die Mutter lachte herzhaft und fuhr ihm liebevoll durch die hellen Haare. „Nun, Robin, es begann genau hier…“
© Julia Kramer 2022-07-06