Kapitel 2

Markus Winkler

von Markus Winkler

Story


Es war Montagmorgen 9 Uhr und Peter hatte gerade ausgiebig geduscht und zog sich an. Beim Bäcker im kleinen Dorfzentrum würde er sich Brötchen und eine der leckeren Nussecken holen, welche er so liebte. Ausgerüstet mit einer gefütterten Mütze, welche seine blonden Haare bedeckte und auch seine Ohren und einem flauschigen Schal unter seiner dicken gefütterten Jacke verließ er seine warme Wohnung und machte sich auf den Weg zum Dorfzentrum. Auf dem Weg durch das kleine Dorf führte ihn sein Weg an dem alten Haus vorbei, in dem Piotr lebte, ein alter Russe, dessen genaues Alter niemand im Dorf kannte. Manche der ältesten Einwohner des Dorfes waren der Meinung, Piotr hätte schon immer hier gelebt, noch bevor das Dorf überhaupt entstanden war. Peter war sehr abgeklärt und glaubte nicht an solche abergläubischen Reden. Bei den seltenen Begegnungen mit Piotr grüßte er daher immer freundlich, doch der Alte tat immer so, als wäre Peter unsichtbar. Wie er so in seinen Gedanken war, sah er Piotr auf sich zukommen. Der Alte musste auch beim Bäcker gewesen sein, was die Brötchentüte in seiner Hand verriet. Gerade als Peter Luft holte, um Piotr zu grüßen, sah ihn dieser starr in die Augen und murmelte: „Ihr müsst aufhören, ihr habt die Erdgeister gestört. Noch könnt ihr sie um Vergebung bitten, bevor sich ihre Wut gegen uns alle richtet.“ Peter bemerkte erst jetzt, dass er stehen geblieben war doch Piotr war nicht mehr da. Er drehte sich um und konnte gerade noch sehen, wie der Alte hinter der Tür seines alten Hauses verschwand. Ihm war schwindelig und er begann am ganzen Körper zu zittern, als er sich fragte, ob er sich das Erlebte nur eingebildet hatte. Peter ging langsam weiter zum Bäcker und schüttelte das eben Erlebte von sich ab. Er würde erst einmal sein Frühstück holen und sich keine Gedanken mehr um den komischen Alten machen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit zwei starken Tassen Kaffee und der leckeren Nussecke machte sich Peter an seine zweitliebste Beschäftigung neben der Arbeit im Kraftwerk. Seit seiner Jugend malte er mit voller Leidenschaft. Erst waren es Malen-nach-Zahlen Bilder gewesen, doch schon kurz darauf hatte er sich eine Staffelei und echte Leinwände zugelegt und malte seither mit Ölfarben. Seine Leidenschaft waren Landschaften, egal ob von realen oder fiktiven Vorlagen. Aktuell sollte das Dorf, in dem er lebte auf der Leinwand verewigt werden. Es traf sich daher gut, dass er Urlaub hatte, denn so konnte er das Tal erkunden und Informationen für sein Gemälde einholen. Heute würde er den Anfang des Tals zeichnen, wie es von der Dorfmitte aus zu sehen war. Da er diesen schönen Ausblick jedes Mal vor Augen hatte, wenn er zum Bäcker lief, sollte es ihm leicht fallen diesen malerisch abzubilden. Für morgen hatte er sich vorgenommen, vom Dorfplatz aus ins Tal zu marschieren und sich grobe Skizzen von dessen Verlauf anzufertigen. Vielleicht würde er Mitte der Woche mit dem Auto die alte Straße auf den Buddenberg, welcher dem Dorf seinen Namen gab, fahren, um sich von dort oben eine andere Perspektive verschaffen.

© Markus Winkler 2023-12-19

Genres
Spannung & Horror
Stimmung
Mysteriös, Angespannt