von Magnitzer
Vier Tage später, ich war am Weg zur Arbeit, hatte ich irgendwie das Gefühl, Paps anrufen zu müssen. Ich wählte. Als Paps abnahm, wusste ich sofort, dass es geschehen war. Seine Stimme war heiser und weinerlich.
„Das war wohl eine Gedankenübertragung Maggymaus. Opa ist vor 10 Minuten gestorben.“
Mir war, seit ich mich von Opa verabschiedetet hatte, klar gewesen, dass dieser Moment nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Als ich jene Worte aber aus Paps Mund hörte, schossen mir sofort Tränen in die Augen.
„Ihm geht es jetzt gut“ Paps. Er ist im Himmel.“
Im darauf folgenden Monat, dem 27. Mai , stand meine praktische Führerscheinprüfung an und am Nachmittag war das Begräbnis von Opa. Welch passendes Timing. Ich war extrem nervös und hoffte inständig die Prüfung zu schaffen, durchfallen ging einfach nicht.
„Frau Kerschhaggl?“
Neben dem Fahrlehrer stand, offensichtlich der Prüfer, ein streng blickender Mann mit Brille und Klemmbrett in der Hand.
Als erstes würde ich die drei Parkübungen machen. Vorwärts, Rückwärts, klappte wie am Schnürchen. Dann kam Parallel einparken und das war der Horror. Nach mehrmaligen Vor und Zurück stand ich endlich in der Parklücke. Der Prüfer schüttelte bloß den Kopf. Nochmal von vorne. Wieder stand ich nicht exakt in der markierten Fläche. Noch einmal. Ich begann zu verzweifeln. Versagte ich wirklich schon beim Parken? Nach dem dritten Versuch stand ich immer noch schief in der Lücke, aber besser als die Male davor. Die zwei Herren stiegen ein und ich erwartete den sofortigen Abbruch. Der Prüfer blickte mich mit ernster Miene an.
„Mit wem sind Sie die Kilometer für den L17 gefahren?“, fragte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Meinem Vater.“
„Der wird schon gewusst haben, wie wenig ihm sein Auto wert ist. Fahren Sie schon los, die Prüfung ist noch nicht vorbei.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen, wenn ich jetzt keinen Fehler machte, schaffte ich es vielleicht. Nach der Fahrrunde wurden mir noch ein paar technische Fragen gestellt.
„Also gut, Frau Kerschhaggl. Das Parken war eine Totalkatastrophe. Da Sie den Rest überraschenderweise aber mit Bravour gemeistert haben, Gratuliere ich Ihnen hiermit zum Führerschein.“
Danke für deine Hilfe, Opa, flüsterte ich in Gedanken zum Himmel.
© Magnitzer 2022-02-16