Kapitel 3

Lars Hilsmann

von Lars Hilsmann

Story

Nach der Taufe sah ich ihn ein paar Wochen nicht, aber was hätte ich schon mit ihm anfangen sollen? Ich genoss die Zeit mit meiner eigenen Tochter und sah sie aufwachsen. Felix sah ich immer mal wieder samstags, wenn seine Mutter mit ihm zu Gast war. Da ich noch nicht so viel mit ihm machen konnte, schaute ich gerne samstags Fußball, was wir später auch zusammen machten.

Irgendwann konnte er dann sprechen und er konnte sich tatsächlich meinen Namen merken. Das hat mich echt überrascht, weil wir uns gar nicht oft sahen. Anscheinend mochte er mich auch. Ich genoss die Zeit mit ihm immer mehr. Ich spielte Ball mit ihm und versuchte, ihm Fußballspielen beizubringen.

Von Woche zu Woche wurde der Kontakt immer intensiver und bei der Begrüßung lief er auf mich zu, um mich zu umarmen. Da konnte ich auch mal auf Fußball verzichten. Zu seinem 4. Geburtstag schenkte ich ihm ein Wochenende im Serengeti-Park. Kurz zuvor war ich mit meinen Arbeitskollegen dort und ich dachte, dass ihm die Tiere gefallen würden. Ein paar Wochen später hatten wir einen Termin gefunden, den 31. Oktober, Halloween. Zu Anfang war es auch wie im Albtraum.

Es war das erste Mal, dass Felix so weit von seiner Mutter entfernt war, was ich schon als eine Ehre empfand. Der Auftrag war also, Felix später wieder heile nach Hause zu bringen. Leichter gesagt, als getan. Es begann chaotisch und wir fuhren schon verspätet los. Ich gab Gas, weil ich unbedingt eine geführte Tour mitmachen wollte, damit ich es auch mehr genießen kann. Wir kamen endlich an und stellten uns in die Schlange. Es waren nicht mehr viele Touren verfügbar. Es kam, wie es kommen musste und am Ende war keine Tour mehr verfügbar.

Ich musste also mit meinem eigenen Auto fahren. Erst mal kein Problem. Ich durfte Felix auch mit nach vorne auf meinen Schoß nehmen. Es begann mit den Giraffen, die wir durch’s Fenster fütterten. Felix hatte etwas Angst, aber ich zeigte ihm, wie es geht und er machte es nach. Er hatte Spaß daran und machte die Giraffe nach. Es sah witzig aus, weil er natürlich nicht so eine lange Zunge hatte. Das hatte also schon mal geklappt. Dann kam allerdings das Löwengehege und das Unheil nahm seinen Lauf.

Mein Auto hatte ich schon drei Jahre und ich hatte noch nie ein Problem. Wie im Film fuhren wir in das Löwengehege und plötzlich ging mein Auto aus. “Das kann doch nicht wahr sein”, dachte ich. Es sprang auch erst nicht wieder an. Die Anzeige der Autobatterie leuchtete, aber wie konnte das sein? Wieso gerade jetzt? Weit und breit war auch keine Hilfe in Sicht. “Was mache ich denn jetzt?”, fragte ich mich. Felix merkte, dass etwas nicht stimmt und ich nervös wurde.

Endlich sprang der Wagen wieder an und ich glaube, ich bin nie wieder so wild gefahren. Ich wollte einfach nur noch weg und Felix in Sicherheit bringen. So überholte ich alle anderen Autos und hätte wahrscheinlich einen Parkaward in Schnelligkeit erhalten. Ich war so froh, als wir das Schild “Auf Wiedersehen” sahen. Was für ein Trip!

© Lars Hilsmann 2022-11-10

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