Kapitel 3

Jana Haimmerer

von Jana Haimmerer

Story


1897

Er erhob sich aus dem tiefen Schlaf, in den er mit seinen Gedanken komplett versank.

Aufgerichtet aus dem Bett, Kopf frei von jenen düsteren Träumen und Schauergeschichten, die den tiefen seiner Seele entsprungen waren.

Gedanken sammelten sich erneut, doch hingen sich auf wie bei einem unvollendeten Daumenkino.

Sie schoss ihm in den Kopf. Sie, die Blüte, an die er nahezu immer dachte, egal wohin er ging. Alles Schöne, was er sah, erinnerte ihn an sie.

Trottend ging er zu seinem knarrenden Fenster und rieb sich verschlafen die Augen. Serotonin schoss ihm in die Adern, als er erkannte welch wunderschöner Tag heute zu sein schien. Sonnenstrahlen kitzelten ihn aus dem Bett.

Er schmeckte den lieblichen Wein noch von gestern auf seiner Zungenspitze. Die Lippen Rot vom Wein, die Augen glasig.

Als ihm einfiel, was geschah, an jenen Abend Nacht, bereitete er zügig den Schwarztee auf, um den Weingeschmack wegzugießen. Wärme füllte seinen Hals aus und er schnaubte beruhigt, ehe er sich wieder, nach etwas suchend, zum Fenster begab.

Er riss sie zügig auf und sog die frische Luft ein. Mit leeren Augen suchte er sie Straßen ab, auf die er blickte. Wie schon erwartet, fang er sie nicht mehr.

Auch die einst so warmen Sonnenstrahlen, hielten ihn kein bisschen Warm, da sein Herz nun kalt sein zu schien. Sanft rann eine kleine Träne über sein Gesicht und glitt über seine Wangen hin zum Kinn, wo sie sich schließlich nicht mehr halten konnte.

Der Schwarztee nahm sie bei sich auf, ins heiße Wasser. Die Blumen sahen auf einmal aus als würden sie verwelken. Er erkannte jedoch das wenigstens sie ihn nicht verlassen hatte. Erleichtert zog er sich Hemd und Stiefel an und gab einen Klex Pomade auf sein glattes, stumpfes Haar. Sie klebten wie Honig aneinander.

Er musste dringend aus dem alten Rumelpzimmer hinaus, darum ging er aus der, mit Spinnennetzen versetzten Kieferholz-Tür und füllte seine Lungen mit frischer Luft, wie zuvor die Porcellantasse mit Schwarztee, in die er immer 2 Löffel braunen Zucker gab.

Schon sah er sie da vorne stehen, schon lange auf ihn wartend. Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen. Den jeweils anderen bewundernd und liebend.

Die Zeit mit ihr war so schön weshalb er beschloss einen Spaziergang bis ans Ende der Welt zu machen, umgeben von ihr.

© Jana Haimmerer 2023-08-04

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Dunkel, Emotional, Inspirierend
Hashtags