Kapitel 3: Jeskel von Habens

Mirja Lenhard

von Mirja Lenhard

Story

Es war ohne Zweifel der beste Tag in Jeskel von Habens Leben. Auch stand außer Frage, dass es der erste beste Tag von sehr vielen sein würde, da war sich der Berater des Königs sicher. Es hatte sich nicht besser fügen können. Er hätte es selbst nicht besser planen können. Das Schicksal schien ihm gewogen, so leicht fiel ihm gerade alles in den Schoß. Jeskel von Habens fühlte sich wie im Rausch. Erst heute Morgen war die herrliche Nachricht von der Überflutung des Rogener Tieflands mit der Eulenpost überbracht worden. Beim Frühstück hatte er sich zusammen reißen müssen, nicht laut loszulachen. Es war ein einziger Freudentag und er gedachte ihn noch besser zu machen. Voller Tatendrang rieb sich von Habens die Hände, während er den Throngang des Schlosses entlangschritt, der wie der Name vermuten lässt, direkt vor dem Thronsaal des Königs endete. Die beiden Dienerinnen, die ihm entgegenkamen, sahen niedergeschlagen zu Boden. Ihre Augen waren leicht gerötet. Zumindest hätte von Habens diese Dinge bemerkt, wenn er nicht so furchtbar glücklich gewesen wäre. Eine Flut. Er klatschte in die Hände. Das war einfach großartig. Wie hatte er sich abgemüht, seine diplomatischen Muskeln spielen lassen und versucht durch Bestechung und Tricksereien, den Handel zwischen Rogen und Aerin zu sabotieren. Wie hatte er dem König in den Ohren gelegen und ihm klar zu machen versucht, dieses Königreich von Schäfern und Bauern, sei viel zu mager und arm, um in ihm einen starken Verbündeten zu suchen. Viel lieber wäre er mit den Streitkräften des Landes dort einmarschiert und hätte dieses unbedeutende Königtum dem viel mächtigeren Aerin einverleibt. Aber der König hatte gezögert, wie immer bei wichtigen politischen Entscheidungen. Er besaß nicht den Mumm und die Gerissenheit seines Beraters und von Habens musste sich eingestehen, dass er großen Gefallen an diesen Schwächen seines Monarchen hatte. Es machte seine eigene Arbeit so viel einfacher. In der Regel zumindest. In diesem Fall war es äußerst hinderlich gewesen, aber nun hatten sich die Dinge auf so wunderbare Art und Weise gefügt. Jeskel von Habens schmunzelte. Nun würde es ein Leichtes sein, den König davon zu überzeugen, dass er sich unmöglich eine solche Krücke ans Bein würde binden konnte. Die Hochzeit zwischen der jungen Prinzessin und dem Prinzen von Rogen war nun ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Nicht nur, weil die Situation es verbot, der Prinz selbst hatte die Hochzeit abgesagt und damit die Verbindungen mit Aerin einseitig gekappt. Wie dumm von ihm und doch wie gut für ihn, Jeskel. Ja, es war ein Freudentag und der Berater des Königs beschloss diesen Tag im besonderen Maße zu zelebrieren. Es war nur noch eine Frage der Zeit. Eher früher als später würde ER den Thron besteigen und würde sich nicht mehr als bloßer Berater die Hacken wund laufen. Nein, Jeskel hatte Pläne und heute würde er die ersten Fäden spannen, um sie in die Tat umzusetzen.

© Mirja Lenhard 2021-04-04

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