von Kimeey
Je näher ich dem Schloss kam, desto aufgeregter wurde ich und mein Herz schlug ungewohnt schnell bei den Gedanken daran, wie ich mich sanft tanzend auf dem Marmorboden bewegen würde und mich danach in den Speisesaal (zumindest vermutete ich, dass der Raum einmal zum Verzehren von Mahlzeiten genutzt wurde) setzte und die Pflanzen hegte und pflegte. Dieser Teil des Schlosses wurde bereits von der Vegetation überfallen und durch die Fliesen wuchsen Blumen, verschiedene Moosarten und vereinzelt hatten sich sogar ein paar kleine Büsche und Bäumchen den Weg in das Innere gebahnt. Direkt als ich die Ruine betrat, wurde meine schwitzige Haut zärtlich durch die Schatten der Gemäuer abgekühlt. Meine braunen Augen konnte ich wieder komplett öffnen, denn hier drohte ich nicht geblendet zu werden. Mit meinen Fingerkuppen berührte ich die Steine, fuhr sanft über die raue Oberfläche. Das große Tor funktionierte schon lange nicht mehr und es stand einen Spalt offen, sodass ich mich hinein quetschen konnte. Vor mir befand sich ein großes Foyer, der Kronleuchter lag zu meinen Füßen. Dieser war eines nachts mit einem lauten Poltern herunter gekracht und hatte mir den Schrecken meines Lebens eingejagt. Dahinter befand sich jeweils auf der rechten und der linken Seite eine weiße Treppe (zumindest war sie mal weiß; jetzt war sie grün und Moss wucherte auf den Stufen), die in halbrunder geschwungener Form in die zweite Etage führte. Zu meiner Linken befand sich der große Ballsaal, zu meiner Rechten der vermutete Speisesaal. Neben den beiden Treppen gab es jeweils kleinere Räume, die von vermoderten Holztüren gerade noch so versteckt wurden. Auf direktem Wege ging ich zum Ballsaal. Ausnahmsweise hatte ich heute eines meiner hübscheren Kleider angezogen. Meine Mutter glaubte, ich würde mich mit einem Verehrer treffen, jedoch wollte ich nur das mächtige Gefühl spüren, während ich mich anmutig tanzend über den Boden bewegte und die Sonnenstrahlen auf mein Gesicht durch die zerbrochenen Fenster strahlten. Ich atmete tief durch, lief durch die große Türe und lächelte, als mich die wohl bekannte Umgebungen umschloss und mit ihrer majestätischen Größe einschloss. Mit einer geschickten Handbewegung zog ich mir die Haarklammer aus dem Dutt, sodass mir die Haare langsam über die Schultern rutschten und in der Mitte meiner Brust stoppten. Der modrig-waldige Geruch stieg mir in die Nase und ich schloss für einen Moment die Augen, um die Aura des alten Gebäudes komplett in mich aufzunehmen. Die Aura des Raumes umschloss mich und ließ mich wie auf einer Wolke schweben. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und ich öffnete wieder die Augen. Ich war glücklich hier zu sein.
© Kimeey 2022-06-23