Kapitel 4 – Die Berührung

In shadows deep, where darkness reigns,
a touch, a spark,
breaks through the chains.
From hand to hand,
the light does spread,
awakening hope, where once was dread.

Die Sehnsucht, das Licht zu berühren, in mir wuchs. Doch wie konnte ich, die Dunkelheit, einen Funken entzünden? Noch immer war die unsägliche Angst in mir, dass meine Dunkelheit das letzte Glimmen, das zarte Licht verschlingen würde, sobald ich es berührte.

Aber was sollte ich tun? Ich hatte seit Anbeginn der Zeit nichts anderes getan, als den Seelen meine Hand zu reichen, ihnen zuzuhören, sie zu begleiten. Ich hatte sie im Reich der Schatten in Empfang genommen und ihnen durch dieses hindurch geholfen. Aber niemals hatte ich einer Seele wieder hier hinaus geholfen. Keine Seele wieder zurück in die Welt entlassen.

Aber wenn ich eine Seele an der Hand nehmen und sie zur Unendlichkeit begleiten konnte, wer sagte, dass ich sie nicht auch an der Hand zurück in die Welt der Lebenden entlassen konnte? Und plötzlich war es, als wäre der Funke, den ich eben noch in den Tiefen der Augen des Lebens gesehen hatte, auf mich übergesprungen. Ich wollte es unbedingt probieren. Solange ich noch immer die Lebendigkeit im Inneren des Lebens spüren konnte, solange die Leere nicht auch den Hoffnungsfunken zum erlöschen brachte, so lange wollte ich versuchen, das Leben zurück dort hin zu bringen, wo es herkam. Wo es hingehörte. Weit weg von meiner düsteren Welt.

Ich hielt den Atem an, als ich meine Hand nach dem Leben ausstreckte. Ich hielt die Luft tief in meiner Lunge, aus Angst, ich könnte sein Licht einfach auspusten wie eine Kerzenflamme. Doch als ich es berührte, schien es weiter. Mehr noch. Bei unserer Berührung schien es sich zu verstärken.

Für einen Augenblick verharrten wir. Das Leben sah mich aus fragenden, verwunderten Augen an. Und ich konnte den Hoffnungsfunken darin tanzen sehen, wie eine Flamme im Wind. Wir mussten ein seltsames Bild abgeben. Ich, gekleidet in Finsternis und Dunkelheit, und das Leben, noch immer leuchtend, trotz seines Schmerzes, trotz seiner eigenen Endlichkeit.

Dunkelheit und Licht vermengten sich miteinander, so wie es die Farben der Galaxien taten. Ein Rauch aus Schatten legte sich um das Licht, während das Licht zu funkeln begann. Ein Funkeln das mich voller Faszination das Leben anblicken ließ. Und ich meinte in seinen Augen dieselbe Empfindung zu erkennen.

Unsere Finger verschränkten sich miteinander. Dort wo Dunkelheit aufhörte, fing Licht an und umgekehrt.

Etwas ging durch meinen Körper, was ich zunächst nicht verstand. Es breitete sich aus und verfestigte sich irgendwo inmitten meines Körpers.

Wärme. Das Leben zu berühren, schenkte mir Wärme.