Kapitel 4 – Gute Menschenkenntnisse?

Lisa-Marie Niwek

von Lisa-Marie Niwek

Story

Das Essen roch himmlisch und auch als ich den ersten Bissen nahm, war es wie als wĂ€re ich im Paradies. WĂ€hrend dem Essen sprachen wir beide jedoch kein wirkliches Wort miteinander und ich hatte somit endlich Zeit mir Gedanken darĂŒber zu machen, was heute, an genau diesem Montag den 11. Januar 2021,schon alles passiert war.

Ich wollte mir heute Morgen doch nur frisches Brot von BĂ€cker holen und dann war ich einfach von ihr angefahren worden. Ich hatte zwar keine Schmerzen mehr, doch schockiert war ich trotzdem noch. Dieser Gedanke verließ mich jedoch, als mir einfiel, dass sie die Einzige ist, die bis jetzt weiß, dass ich bisexuell bin. Noch nie hatte mich jemand auf meine SexualitĂ€t angesprochen und jetzt sitze ich hier, gegenĂŒber einem Menschen, der es von Anfang an wusste.

„Und hat’s geschmeckt?“ , fragte Lacy. „Ja er war super lecker dein Ensalada del futuro.“ Wir beide lachten. „DafĂŒr, dass du mich heute Morgen fast umgebracht hĂ€ttest, hast du einen ziemlich guten Geschmack was Essen angeht.“ , kicherte ich. Lacy schenkte mir nur ein LĂ€cheln zu und nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas. Dann hob sich auch schon ihre Hand und rief den Kellner zu sich um zu bezahlen. „Getrennt oder zusammen?“ Noch bevor ich „Getrennt.“ sagen konnte, nahm mir Lacy mein Wort. „Zusammen bitte! Und wir trinken beide noch einen „SangrĂ­a bonita“ aber ohne Alkohol, bitte.“

Mit einem LĂ€cheln nahm Lacy ihren Geldbeutel heraus und bezahlte unser Essen und Trinken. SpĂ€testens jetzt war ich sehr verwirrt. Erst wusste sie, dass ich bisexuell war und jetzt auch noch, dass ich keinen Alkohol trank? Ist sie eine Wahrsagerin oder so? Da ich jetzt aber keine komische Stimmung aufbringen wollte, ließ ich es einfach dabei und bedankte mich mit einem LĂ€cheln und Zunicken bei ihr. „Der SangrĂ­a ist echt gut.“ , erwĂ€hnte ich. Nachdem wir beide fertig getrunken hatten, standen wir auf.

Vor der TĂŒr angekommen, konnte ich mich schlussendlich doch noch dazu ĂŒberwinden sie jetzt endlich zu fragen. NĂ€mlich warum sie so viele Dinge ĂŒber mich wusste, obwohl ich sie nie erwĂ€hnt hatte. „Du Lacy?“ „Woher weißt du diese vielen Dinge ĂŒber mich, obwohl ich sie noch nie erwĂ€hnt habe?“ , fragte ich etwas skeptisch. „Du meinst das mit dem Alkohol? Auch wenn du mir das vielleicht nicht glauben wirst, aber ich kann Menschen ziemlich gut einschĂ€tzen, weißt du?

Das ist wie so eine Art Gabe, die ich schon seit ich klein bin, habe.“ Danach erzĂ€hlte sie mir dann noch von ein paar mehr Momenten, in denen sie auch schon gemerkt hatte, dass sie sich diesbezĂŒglich sehr von anderen unterschied. Ich mochte es ihr zuzuhören, aber irgendwann musste ich ja auch mal nach Hause. Also hieß es fĂŒr mich erst mal Abschied nehmen.

Als sie fertig erzĂ€hlt hatte, sah ich ihr tief in die Augen und gab ihr eine lange Umarmung. Sie schien die Umarmung zu mögen, da sie mich kurz darauf fester umschlang. So kann ein Tag doch enden, dachte ich als ich den Duft ihrer Haare wahrnahm, da mich diese leicht in meinem Gesicht kitzelten


© Lisa-Marie Niwek 2022-08-29