Kapitel 5

Louisa Hoffmann

von Louisa Hoffmann

Story

„Wow.“ So langsam bröckelt das Lächeln, was sich in meinem Gesicht festgesetzt hat. Mit ein bisschen mehr Begeisterung hatte ich schon gerechnet – vor allem von Hannah, denn es war ja schließlich anfangs ihre Idee. „Ich muss sagen, ich bin etwas überrascht…“, führt sie ihre Reaktion fort. „Ich habe es dir ja auch vorgeschlagen, aber irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass du das auch wirklich machst.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich sie an. „Aber ich freue mich total für dich!“, schiebt sie direkt hinterher. Langsam kehrt das Lächeln auf ihre Lippen und das Strahlen in ihre Augen zurück. Ich habe sie wohl wirklich total überrumpelt. Umso schöner ist es, sie jetzt im Planungsprozess an meiner Seite zu wissen und jemanden zu haben, der sich mit mir darauf freut. „Du musst mir alles erzählen!“, ruft sie aus, bevor sie einen großen Bissen von ihrem mal wieder sehr kunstvoll gestapelten Brötchen abbeißt. Sofort muss auch ich wieder Lächeln – das ist die Hannah, die ich kenne.

Zwei Wochen später stehe ich mit einem gepackten Reiserucksack am Flughafen und verabschiede mich von Hannah, die es sich nicht nehmen ließ, mich mit ausreichend Snacks für eine ganze Woche zu versorgen und persönlich hierher zu fahren. Gerührt drücke ich sie ein letztes Mal an mich, bevor ich tief durchatme und mich auf den Weg ins Innere des Flughafens mache. Es ist eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal geflogen bin, und die Technologien haben sich rasant weiterentwickelt, wie ich erstaunt feststelle. In meinem Alltag fällt mir das sonst höchstens im Supermarkt auf, wo man mittlerweile nicht mal mehr jemanden braucht, der die Einkäufe scannt, weil man das heutzutage alles selbst machen kann. Sonst aber lässt mich der technische Wandel ziemlich unberührt. Umso überraschter bin ich, dass mich hier am Flughafen auch keine Mitarbeitenden mehr erwarten, um mein Gepäck entgegenzunehmen. Mithilfe eines freundlichen jungen Mannes, der gleichzeitig am Schalter ankommt, schaffe ich es jedoch, trotz fehlender Kenntnisse im Umgang mit neuen Technologien in Windeseile meinen Rucksack aufzugeben und meine Boardkarte auszudrucken, sodass ich mich direkt auf den Weg zur Sicherheitskontrolle machen kann. Da ich wie immer deutlich zu früh bin, ist noch fast niemand da, sodass ich auch hier direkt drankomme und mich umgehend im Wartebereich wiederfinde. Langsam schleicht sich ein freudiges Kribbeln an. Mein letzter Urlaub ist wirklich zu lange her. Zur Feier des Tages beschließe ich, mir einen leckeren Kaffee in einem der hippen Cafés zu holen und mich dann mit meiner Reiselektüre und den Snacks, die ich von Hannah bekommen habe, am Fenster niederzulassen.


© Louisa Hoffmann 2024-03-06

Genres
Romane & Erzählungen