Kapitel 5

I_love_books

von I_love_books

Story

Es war Nachmittag und ich hatte den ganzen Tag mit Social Media und Netflix verbracht. 16:30 Uhr meine Mutter müsste schon zu Hause sein: Soll ich sie anrufen? Sie wird mich fragen, warum ich mich nicht gemeldet hatte, aber was sollte ich ihr sagen?

Ich nahm mein Handy und öffnete den Kontakt meiner Mutter. Soll ich ihr vielleicht erst mal eine Nachricht schicken? Ich glaubte, das wäre besser. Ich schrieb:

„Hallo Mama, geht es euch gut? Ich vermisse euch im Moment sehr. Vielleicht können wir ja mal wieder zusammen frühstücken? Bis bald <3“

Sofort bereute ich es, sie nach einem Treffen gefragt zu haben, aber ich musste sie jetzt einfach mal wieder sehen. Es dauerte nur 5 Minuten, bis meine Mutter antwortete:

„Hallo Schatzi! Du hast dich lange nicht mehr gemeldet. Ist alles gut bei dir? Willst du am Freitag zum Abendessen kommen? Wir würden uns soooo freuen. Lara kommt hoffentlich auch. Papa und ich sind so stolz auf euch! Ihr seid so groß und selbstständig. Wie läuft dein Studium? Bist du glücklich in deiner neuen Umgebung? Vielleicht können wir ja später noch mal telefonieren. Ich freue mich euch, endlich wieder zusehen! Liebe Grüße!“

Wir schrieben noch ein bisschen und verabredeten, dass ich am Freitag um 17:00 Uhr zum Abendessen kommen würde. Ich freute mich zwar, sie endlich wiederzusehen, aber mein Problem schob es nicht aus dem Weg.

Ich beantwortete noch ein paar Nachrichten meiner Freunde und Bekannten und bestellte mir dann Pizza. Am späten Abend rief meine Oma noch an. Es tat so gut, ihre Stimme zu hören, es war nicht einfach, doch mit etwas rum Gefluncker schaffte ich ihr nichts von meinen Suizidgedanken und Depressionen zu erzählen.

Nachdem wir aufgelegt hatten, zog ich meinen Schlafanzug an, putzte Zähne, kämmte meine Haare und legte mich ins Bett. Komischerweise war ich stolz auf mich, dass ich die alltäglichen Dinge heute geschafft hatte. Ich hatte zwar weder gelernt, noch meine Wohnung geputzt oder ähnliche Sachen, aber es war ein Riesen Fortschritt.

Egal wie sehr ich es schaffte, meine Gefühle am Tag zu unterdrücken, sobald ich abends im Bett lag, kam alles wieder hoch. Ich fing wieder an zu weinen. Warum habe ich es nicht getan? Warum bin ich noch am Leben? Ich will nicht mehr.

Ich blickte auf mein Handy, meine Schwester hatte geschrieben:

„Sollen wir telefonieren? Hab das Gefühl, dir gehts nicht so gut.“

Ich überlegte kurz, doch wenn ich mich jemanden anvertrauen konnte, dann ihr. Also rief ich sie an.



© I_love_books 2025-03-16

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Herausfordernd, Dunkel, Emotional, Hoffnungsvoll
Hashtags