Colin fiel als Erster. Sein Kopf, nicht länger Teil seines Körpers, ließ seinem Gehirn keine Zeit zu realisieren, was geschehen war. Es schien die Information noch zu verarbeiten, als er leblos ins laubige Unterholz kippte.
Der Timoros stellte sie auf dem Rückweg aus den Wilden Landen, am Rande von Vysokograd, Kasimirs Heimatstadt. Der Anblick dieses Racheengels brannte sich für immer in Amaras Gedächtnis ein. So groß wie Kasimir, aber dünn und drahtig, gehüllt in eine polierte Bronzerüstung und grün-braune Stoffe, trug er eine hölzerne Maske, die ein weinendes Gesicht darstellte. In seiner Hand hielt er eine Berdysch als wäre sie ein leichtes Einhandschwert. Dünne Blutstropfen liefen das Blatt entlang und fielen lautlos zu Boden.
Kasimir reagierte am schnellsten. Eine Explosion magisch verstärkter physischer Kraft ließ ihn vorwärts springen und mit seinem Speer zustoßen. Amara konnte schnell genug reagieren, um den Timoros mit ihrer Zeitmagie zu verlangsamen, während Kimon und Bedrana geeignete Positionen einnahmen. Kasimirs Speer stoppte wenige Zentimeter vor dem Gesicht des Racheengels und es dauerte mehrere Augenblicke, bis Amara begriff, was passiert war. Aus Kasimirs Rücken ragten spitz zulaufende Wurzeln, die sich von vorne durch sein Kettenhemd gebohrt hatten und ihn in seiner Bewegung stoppten.
Der Timoros hob seine Berdysch, und Kasimir, der erkannte, dass sein Ende gekommen war, holte in einem letzten Akt des Trotzes mit seinem Arm aus. Er stieß erneut mit dem Speer nach vorne, ließ ihn dabei entlang seiner Hand rutschen, um die Reichweite zu erhöhen. In Verbindung mit seiner körperlichen Magie hatte der Speer genug Wucht, um die hölzerne Maske des Racheengels zu zerbrechen und das dahinterliegende Gesicht aufzuschlitzen. Doch im selben Moment spaltete die Berdysch Kasimirs Helm, Kopf und Hals und drang tief in seinen Oberkörper ein.
Kurzzeitig geblendet von Splittern, Schmerz und Blut, konnte der Timoros nicht rechtzeitig reagieren, als Kimons Psychoplegia-Magie begann, seinen Geist zu verwüsten, und Bedranas mächtige Illusionen halbmaterielle Form annahmen und ihn an Ort und Stelle fixierten. Amara, die ihre Emotionen über den Tod ihres Mannes beiseite schob, hob ihren runenverzierten Dolch, der als Fokus für ihre Magie diente und spaltete den Raum, in dem der Racheengel stand.
Der gesamte Kampf dauerte weniger als fünf Sekunden – etwas, das viele Zuhörer erstaunte, wenn Amara davon berichtete. Tatsächlich dauerten die wenigsten Kämpfe länger als einige Sekunden. Der Racheengel starb, entzwei gerissen durch Amaras Magie. Doch der Blutzoll der Gruppe war hoch.
Das Todesurteil für Kasimir und Colin galt als vollstreckt, und Amara ließ das Gerücht verbreiten, dass auch Bedrana ihren Tod gefunden habe. Die Gruppe löste sich auf, und Amara kehrte in ihre Heimat Zandiz zurück, wo sie Bedrana mitnahm, um angemessen zu feiern, dass ihr Mann nun an der Seite seines Gottes saß und den Himmel zum Donnern brachte.
© Aaron Reissner-Goldammer 2024-12-13