Kapitel 7

Melanie Nielson

von Melanie Nielson

Story

Auf dem Heimweg, während Hanna tief in ihren Gedanken versunken ist, entsteht eine Idee, wie sie ungestört und alleine nach weiteren Informationen suchen kann. Es gibt nur einen einzigen Ort in der ganzen Stadt, wo sie die Möglichkeit dazu hat. Hanna begibt sich daher zur örtlichen Bibliothek. Dort ist für sie der beste Platz, an dem sie das Internet nutzen kann, ohne die Besorgnis, dass ihr Mann möglicherweise ihren Suchverlauf überwacht und dadurch ihre Ermittlungen in Gefahr bringen kann. Außerdem kann sie in dieser ruhigen Umgebung in aller Gelassenheit die Zeitungen durchsehen, ohne dass ihr neugieriger kleiner Sohn Alex ihr unzählige Fragen stellt.

In der Bibliothek angekommen, atmet Hanna erst einmal tief durch und zwingt sich zur Ruhe. Sie sieht eine Frau hinter dem Tresen sitzen und fragt sich, ob sie aus ihrer Fantasie entspringt oder auch in dieser Zwischenrealität lebt. Sie versucht jedoch zwanghaft nicht weiter darüber nachzudenken, da sie sonst das Gefühl hat verrückt zu werden und es aus diesem Zustand dann kein Zurück mehr gibt.

Hanna zeigt ihren Mitgliedsausweis, den sie schon seit Jahren besitzt, der netten Dame am Empfang und geht direkt zu dem Zeitungsarchiv der Bibliothek. Als sie durch die große Holztür tritt, die wie ein Tor in eine andere Zeit wirkt, bemerkt sie, dass sie nicht alleine in dem großen Raum voller alter Zeitungen, Büchern und diversen Heften der letzten Jahre und Jahrzehnte ist. In der Ecke, an einem großen Tisch sitzt ein etwas älterer Herr, der stur auf seine Zeitung schaut. Hanna beginnt direkt die Tageszeitungen der letzten Wochen zu durchforsten, da sie leider das Datum auf der Zeitung im Mülleimer am See nicht mehr entziffern konnte.

Sie durchsucht sehr genau alle Tageszeitungen der letzten drei Wochen, ohne Erfolg. Langsam verlässt sie der Mut und sie fragt sich, was sie hier überhaupt gerade tut. Für sie ergibt das alles keinen Sinn mehr, aber sie will auch nicht aufgeben, die Ungewissheit aber auch ihre Neugier treibt sie an, weiterzusuchen. Als sie sich gerade den nächsten Stapel Zeitungen aus dem großen Regal nimmt, steht der ältere Herr aus der hinteren Ecke auf, geht mit gesenkten Kopf Richtung Ausgang und lässt in dem Moment, als er bei ihrem Tisch angekommen ist, eine Zeitung mit den Worten „Das hast du gesucht“ fallen und verlässt schnellstens den Raum. Hanna schaut dem Unbekannten Mann noch verwirrt hinterher, aber sieht nur noch, wie er auf geraden Wege am Empfang vorbeiläuft und zur Tür hinaus verschwindet.

Hanna betrachtet aufmerksam die Zeitung des Unbekannten und da findet sie ihn endlich, den Artikel über sich selbst, Hanna P. Sie liest jeden Abschnitt sorgfältig durch, auf der Suche nach Hinweisen oder Verdächtigen. Bisher gibt es jedoch keine konkreten Anhaltspunkte und keine verdächtigen Personen. Der Artikel berichtet, dass sie von ihrem Mann in der Küche ihres Hauses gefunden wurde, doch das Schlimmste offenbart sich beim Blick auf das Datum.

© Melanie Nielson 2024-01-12

Genres
Spannung & Horror