Kapitel 8

Alexandra Wenzl

von Alexandra Wenzl

Story

Ich hatte unheimlichen Durst. Aber kein Wunder, dass ich das nicht aussprechen musste, um Aaron dazu zu bringen, uns etwas zu trinken zu bringen. Immerhin hatte er die Fähigkeit meine Gedanken zu lesen. Das alles war so neu für mich. Einerseits machte es mir Angst, aber es war auch irgendwie spannend. Die Hoffnung, dass ich in dieser für mich neu entdeckten Welt bleiben dürfte, keimte erneut in mir auf. „Selbstgemachte Fruchtlimonade. Ich hoffe, sie schmeckt dir. Ich hab sie etwas mit Honig verfeinert.“ sagte Aaron als er mit einem Tablett, zwei Gläsern und einem großen Krug Limonade darauf zurück zum Tisch kam. „Ich liebe Honig. Danke“ sagte ich darauf. Er schenkte uns beiden die hellrote Flüssigkeit ein. Ich ergriff mein Glas und nahm einen großen Schluck. Der Geschmack von Kirschen und Granatapfel umspielte meinen Gaumen. Ein toller und sehr erfrischender Geschmack. Ich trank das Glas fast in einem Zuge aus und stellte es anschließend behutsam auf den Holztisch vor uns ab. Er war ebenfalls wie die Bank aus einem Stamm geschnitzt. Derjenige, der das geschnitzt hatte, musste wirklich Talent haben. Auch hier erkannte man in der Rinde verschiedene eingeschnitzte Tiere. Ebenfalls wieder Wölfe und Falken. Die Wölfe waren zu dritt und schienen zu schlafen. Während auf einem Baum zwei Falken saßen. Es sah so aus als würden die Falken Wache halten. Als würden sie nach Bedrohungen Ausschau halten, um die Wölfe zu beschützen. Während ich die kunstvolle Schnitzerei betrachtete, kam es mir so vor, als wäre ich in diesem Moment bei ihnen, wie in einem Tagtraum. Aber sie bemerkten mich nicht. „Willst du noch ein Glas? Die Limonade scheint dir zu schmecken“ stellte Aaron fest und riss mich damit aus diesem Tagtraum, falls es einer war. „Äh … Ja bitte. Die Mischung aus Kirschen und Granatäpfeln ist wirklich gut. So eine gute Limonade hab ich noch nie getrunken. Bei mir zu Hause gab es hin und wieder mal etwas Holundersaft. Aber auch nur dann, wenn Rosé so gütig war und mir ein Glas davon übrig lies.“ sagte ich etwas zögerlich. „Das tut mir leid für dich. Du hattest wohl wirklich kein schönes Leben bis jetzt.“ sagte Aaron mit mitfühlendem Blick. „Nein leider nicht. Aber es kann nur besser werden.“ stimmte ich ihm zu.
„Vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen zu meinem Vater. Er wird dir hoffentlich helfen können. Falls du immer noch zurück in deine Welt willst. Wenn nicht, muss er trotzdem von dir erfahren. Er muss wissen, dass eine Sterbliche in seinem Land ist und ich will sicher gehen, dass dir nichts passiert. Hundertprozentigen Schutz gibt es leider nicht, aber im Palast ist es viel sicherer als in dieser Holzhütte mitten im Wald. Vor allem zu dieser Zeit, wo Faemagus auf Streifzügen unterwegs sind um uns aufzuspüren und darauf aus sind uns zu töten. Der Schutzzauber rund um das Haus lässt zwar keine Gerüche nach draußen, aber er verhindert nicht, dass man uns hier nicht sehen kann. Wir müssen also auf der Hut sein.“ versuchte er mir zu erklären. Ich nickte zustimmend, während ich erneut meinen Blick auf die Apfelbäume und weiter dahinter stehenden Laubbäume richtete. Keine Spur von irgendwelchen Geschöpfen. Wir hatten uns gerade von der Bank erhoben, als ein raschelndes Geräusch zu hören war. Als würde jemand über den mit Laub und Moos bedeckten Boden schleichen. Ich hielt inne und auch Aaron bewegte sich kein Stück. Wir waren wie angewurzelt.

© Alexandra Wenzl 2023-09-30

Genres
Science Fiction & Fantasy