von Ashaya Elyah
Seine Schultern waren schmal, seine Hände ruhten ruhig auf den Oberschenkeln, als hätte er Zeit, endlos viel Zeit.
„Ich heiße Maya“, sagte sie irgendwann, und ihre Stimme klang fast zu laut in der Weichheit der Nacht.
Er nickte leicht. „Ich weiß.“
Überrascht runzelte sie die Stirn. „Du weißt?“
„Du sitzt öfter hier. Wenn die anderen lachen, bist du meistens still. Du siehst nach oben. So wie heute.“
Maya fühlte, wie eine zarte Röte ihre Wangen erreichte, obwohl die Dunkelheit sie schützte. „Also spionierst du mir nach?“
Ein kleines, schiefes Lächeln zuckte über Elias’ Gesicht. „Nein. Ich beobachte. Das ist ein Unterschied.“
Sie musste lachen – leise, wie man eben lacht, wenn einem jemand ein Gefühl gibt, das neu ist und irgendwie schön.
„Und was siehst du, wenn du mich beobachtest?“ fragte sie, halb im Scherz, halb neugierig.
Elias schwieg einen Moment, dann sagte er: „Jemanden, der viel denkt, aber nicht immer spricht. Jemanden, der das Leuchten sucht, auch wenn es dunkel ist.“
Maya sah ihn lange an. Kein Junge hatte je so mit ihr gesprochen. Kein Junge hatte je versucht, sie wirklich zu sehen.
„Du klingst, als hättest du das schon oft gemacht – Menschen durchschauen“, murmelte sie.
„Ich versuche nur, mich nicht in Oberflächlichkeiten zu verlieren“, sagte Elias. „Vielleicht, weil ich weiß, wie sich das anfühlt.“
Sie nickte langsam. Ja, vielleicht war das der Grund, warum sie hier war. Und warum sie heute nicht allein geblieben war.
Die Nacht legte sich schwerer über den Park. Die Geräusche wurden leiser, der Himmel tiefer, dichter.
„Glaubst du, man kann sich in einem einzigen Moment verlieren?“ fragte Maya plötzlich.
Elias blickte sie an. In seinen Augen lag ein Glanz, als wäre dort ein ganzer Sternenhimmel verborgen.
„Ja“, sagte er. „Aber ich glaube auch, dass man sich in genau so einem Moment finden kann.“
Für einen Moment saßen sie einfach nur da, nebeneinander, schweigend, als wäre alles gesagt – oder als würde das Wichtigste noch zwischen den Worten schweben.
Der Wind strich sanft durch die Blätter, und irgendwo in der Ferne bellte ein Hund, als wolle er sich vergewissern, dass die Welt noch da war.
© Ashaya Elyah 2025-05-07