Kapitel Zwölf – Der Schwabe und der Riese

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„Alles ok bei Ihnen?“

Der 3-Meter-Riese stupste den Schlafenden auf dem Bordstein an. Er war abgemagert bis auf die Knochen, mit nichts umhüllt als seinen Lumpen und verströmte trotz Regenguss einen barbarischen Gestank. Seinen Schirm benutzte er statt für sich selbst als Regenschutz für das antike, zusätzlich gut mit Plastik verpackte Spätzlebrett.

Ein paar Augenblicke ratterte es im Kopf des Riesen. Er kannte dieses Brett. „Verzeihung“, startete er den zweiten Gesprächsversuch, „sind Sie nicht der Schwabe… preisgekrönter Death Valley-Teilnehmer?“ Eigentlich war die Frage überflüssig. Dieser Serienkiller war ein Prominenter. Seufzend beugte er sich hinab und zog den armen Jammerlappen auf die Beinchen: „Komm schon! Hier fängst du dir bloß was ein…“

In Wahrheit war der Riese nur für ein paar nächtliche Besorgungen in die Stadt gekommen. Sein Shuttle hatte er auf der Plattform im Schatten der Häuserschluchten geparkt. Bloß ein Zweisitzer, den er auch schon alleine gänzlich ausfüllte.

„Wir klopfen hier und fragen“, schlug er vor, „alles besser als der Regen, oder?“ „Hald, hald! Vil zu deir!“, zum ersten Mal regte sich etwas in dem Dürren. Was meinte er überhaupt?Irritiert drehte sich der Riese und entdeckte über der Tür in ranzigen Leuchtbuchstaben den kurzen, sehr prägnanten Schriftzug: OASIS.

Stirnrunzeln, Klopfen, ein netter Mensch, der sie hereinbat.Sie standen in einer überraschend königlichen Eingangshalle, angeblich ein Bordell. Einen einfachen Schlafplatz dürfte es sicher auch geben! Mürrisch schlurfend folgte ihm der Schwabe.

Erst bei der Rezeption angekommen, erwachte er zu neuem Leben: „Lass mi mol geschwind regeln!“, er versuchte, den Riesen zur Seite zu schieben, erfolglos, „Grüßgott! Wie schdeds noh mid Sonderangeboda? Weischt, ofd han Buffs wie diese alde, ned ganz genudzde Gudscheinlischda.“ „Puffs wie diese… aha“, verächtlich zuckte Nev mit der Augenbraue und zwang sich rasch ein Lächeln auf die Lippen, „natürlich werde ich das gerne kurz überprüfen.“

En kruschelte unter der Tischkante hin und her: „Sieh an… es gibt was… bedauerlicherweise aber nur für Ehepaare des älteren Semesters“, Nev rümpfte siegessicher enes Nase. Überzeugt, die beiden schleunigst wieder vor die Tür zu setzen. „Subi!“, kam es eifrig vom Schwaben, „mai Ehegadde isch längschd übr siebzich ond verheiraded… ach vil zu lang scho!“ „Gibt’s einen Nachweis?“ „Bloß oi mordsmäßisch lang, wunderschö Geschichde! Abr i vernahm, ihr Edablissemend wahrd wohl die Kundenindegridäd? Unsere Nama könna mir nämlich ned breisgeba, weischt! I bin schdolzr Death Valley-Bardiziband ond mai Liebschder…“, der Schwabe nickte empor zu seinem spontanen Begleiter. „…wird gesucht von der Regierung“, nuschelte dieser in seinen imaginären Bart.

„Aha, Death Valley… diese amerikanische Erfindung, nicht wahr?“ Heftiges Nicken. „Gut. Solange ihr mich mit dieser so wunderschönen Geschichte verschont. Hier. Bitte sehr!“