von Catrin_mit_C
Normalerweise ist ein Besuch im Supermarkt nichts Besonders – normalerweise! Es gibt jedoch die ein oder andere Sache, die man nur allzu gerne schnell nach dem „Biep“ an der Kasse in den Untiefen der Einkaufstasche verschwinden lässt (besonders im jugendlichen Alter – nicht Fisch, nicht Fleisch). Genau so erging es mir an diesem besagten Tag, auf dem Weg in die Drogerieecke. Der Duft der Parfums umschmeichelte schon von weitem meine Nase. Mein Weg war zielstrebig, ein kurzer Schulterblick – ist jemand hinter mir? Zwischen Pflastern und Hornhautfeilen standen sie – bunt und brav aufgereiht im Regal. Die Auswahl war riesig und um keine Zeit zu verschwenden, griff ich nach dem Altbewährten. Heute mal keine Experimente oder sonstiger fancy stuff. Ab zur Kasse. Auf dem Weg dorthin landeten noch ein paar Sachen zur Tarnung im Korb. Kennt ihr das, wenn man noch zig andere Dinge hinzupackt um auf dem Kassenband von etwas Bestimmten abzulenken? Meist ist dann erst recht die Aufmerksamkeit gewiss, aber ein Versuch war es wert. Das Geld ruhte bereits abgezählt in meiner feuchtwarmen Faust – Kopfrechnen funktionierte noch einwandfrei. Auf den Cent passend um schnell abhauen zu können – doch mein Plan sollte nicht aufgehen. Die Dame mit den kĂĽnstlichen, pinken Krallen hinter der Kasse genoss den Moment sichtlich.
„Kein Preis? Nicht schlimm, dann lasse ich sie da“ fügte ich zu meiner Rettung nervös hinzu. Ein Grinsen zog sich über ihr zu stark gepudertes Gesicht, die Krallen klopften auf den Durchsageschalter. Am liebsten wäre ich über das Band gehechtet und hätte den Stecker vom Mikro gezogen – in Superheldenmanier. „Filialleitung Kasse 2 bitte – was kosten die Kondome?“ DAS hat sie nicht getan. Ein Moment Stille – fehlte nur noch der Strohballen, der in den WildWest-Filmen stets seinen großen Einsatz abwartete. Das Telefon klingelte – der Preis war gefunden. Manuell wurde in die Tasten gehämmert.
„Kundenkarte?“ die Verkäuferin wollte es auf die Spitze treiben.
„Nein, hab ich nicht“ ich stieg von einem Bein aufs andere.
„Wollen Sie Eine?“ da war es wieder, dieses Grinsen.
„Nein, gibt mir meine Kondome und gut is!“ dachte ich bei mir und schüttelte energisch den Kopf.
Die räuspernde Schlange hinter mir wollte auch nicht, dass ich eine Kundenkarte nehme. Ich griff nach der Schachtel, sie auch. Wie zwei Hyänen, die an ihrer Beute zerrten – fehlte nur noch, dass sie ihre Krallen in mir versenken würde.
„Die nehme ich auch immer!“ der junge Mann hinter mir ergriff das Wort. „Find ich gut, dass die Jugend heutzutage mitdenkt. In einem gewissen Alter braucht man die Dinger ja nicht mehr so oft“ er zwinkerte mir zu, mit einer Kopfbewegung in Richtung meiner Widersacherin. Ich musste lachen und meine Schamesröte war wie weggeblasen. Der Krallengriff löste sich. Das einzige, was ich noch hörte war: „Einen schönen Tag noch!“
© Catrin_mit_C 2021-07-01