Nach dem Ersten Weltkriegs machte er das Abitur in Dresden und erhielt dafür das Goldene Stipendium der Stadt Dresden. Von 1919 studierte er in Leipzig Geschichte, Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaft, musste aber sein Studium mit Nebentätigkeiten finanzieren; er verkaufte Parfüm und sammelte die Börsenkurse für einen Buchmacher. 1925 promovierte zum Dr. phil.
Seine publizistische Karriere begann er während der Weimarer Republik mit gesellschaftskritischen und antimilitaristischen Gedichten, Glossen und Essays in verschiedenen renommierten Periodika jener Zeit. Sein Image war die neue Sachlichkeit. Sein Weltbild war zweigeteilt in die spöttisch und negativ geschilderte Welt der Erwachsenen – und die Sphäre der Kinder. Die Kinderliteratur der damaligen Zeit war eine aseptische Märchenwelt – Romane aus dem Großstadtmilieu waren ungewöhnlich. Seine Kinderbücher vermitteln die Hoffnung auf eine progressive Entwicklung der Menschheit, während seine satirischen Verse Pessimismus ausstrahlen.
Seine Berliner Jahre von 1927 bis zum Ende der Weimarer Republik 1933 gelten als seine produktivste Zeit. Er publizierte in verschiedenen Periodika Berlins, wie das „Berliner Tageblatt“ und die „Vossische Zeitung“ und die Zeitschrift „Die Weltbühne“. 1928 veröffentlichte er sein erstes Buch „Herz auf Taille“, eine Sammlung von Gedichten.
Die Journalistin Luiselotte Enderle (Louise Babette Enderle – 1908 -1991) war seine Lebensgefährtin und Biografin. Sie schrieb übrigens das Drehbuch zu dem Film „Das Wirtshaus im Spessart“. Sie lernten sich 1927 kennen und als seine Wohnung 1944 zerbombt wurde, zog er in ihre Wohnung. Sie wurde später das Vorbild für die Mutter Luiselotte der beiden Zwillinge Luise und Lotte in „Das doppelte Lottchen“.
Enderle arbeitete bei der Ufa. 1945 flüchteten beide aus Berlin. Unter dem Vorwand, an der Produktion des Films „Das verlorene Gesicht“ beteiligt zu sein, verließen sie mit einem 60-köpfigen Team die umkämpfte Hauptstadt und flohen nach Mayrhofen. Dort drehten sie zur Täuschung mit leeren Filmkassette in den Kameras.
Erich Kästner lebte fast 40 Jahre mit ihr unverheiratet zusammen. Seinen Sohn hatte er von Friedheld (Friedel) Siebert 1957. Als Enderle erst 3 Jahre später davon erfuhr, erzwang sie Kästners Trennung von Siebert.
Eine andre Frau lernte Kästner 1928 in einem Berliner Kaffeehaus kennen, Elfriede Mechnig. Er fragte sie, ob sie ihm helfen wolle berühmt zu werden, und als sie bejahte, war das der Beginn einer 45-jährigen Tätigkeit als seine Sekretärin.
Ein Gespräch über seine Frauen lehnte er übrigens grundsätzlich ab – außer über seine Mutter – aus Diskretionsgründen.
1931 erschien der Roman „Fabian – Die Geschichte eines Moralisten“. Am Beispiel des arbeitslosen Germanisten Jakob Fabian beschreibt Kästner den Trubel der Zeit und den Niedergang der Weimarer Republik und verspottet das Fußvolk der NSDAP.
© Heinz-Dieter Brandt 2024-04-10