Katriin

rebella-maria-biebel

von rebella-maria-biebel

Story

NatĂĽrlich wird ihr Name nur mit einem “i“ geschrieben, aber mir ist die Betonung der zweiten Silbe sehr wichtig. Das gibt dem Namen eine liebevolle Weichheit und ich weiss, dass sie selbst diese Betonung auch am liebsten mag. Sie kann aber damit umgehen, dass die meisten anderen die harte Betonung wählen, dann solls auch mir Recht sein. Nur fĂĽr diese story ist mir das “ii” wichtig, immerhin ist es ja meine Geburtstagsstory fĂĽr meine Grosse.

Sie hatte sichs in meinem Bauch sehr gemütlich gemacht, dachte einfach nicht daran, dieses heimelige Hotel Mama verlassen zu wollen. Und ich genoss es ja, wenn sie mir Händchen oder Fusserln durch den Bauch entgegenstreckte. Das erste Kind, ich tat mir ja auch schwer, sie loszulassen. Wollte sie einerseits für immer in mir tragen, andrerseits war da natürlich auch eine grosse Sehnsucht, meine Katrin endlich zu sehen, zu riechen, zu spüren. Drei Wochen waren seit dem errechneten Geburtstermin verstrichen, dann mussten die Wehen eingeleitet werden. Mein Mann brachte mich ins Spital zum Göttlichen Heiland, verabschiedete sich sehr aufgeregt von meinem Bauch und fuhr heim, um dann am Telefon erreichbar zu sein.

Um meinem ersten Mädchen ein angenehmes Willkommen in dieser Welt zu ermöglichen, hatte ich dort als Privatpatientin eingecheckt, und man tat wirklich alles, damit wir uns wohlfĂĽhlten. Katrin wollte trotzdem noch nicht raus. Die Wehenmittel wurden verstärkt, aber das kĂĽmmerte sie keineswegs. Und weil ich Privatpatientin war, bekam ich irgendeine Art Wurstigkeitsinfusion , die mich wohlig Lächeln machte. Immer wieder sah ich auf die Kreissaaluhr. Der Arzt hatte meinem Mann gesagt, dass er gegen vier Uhr mit einem Anruf rechnen könnte. Es wurde fĂĽnf, sechs, acht. Katrin hatte noch immer keine Lust aufs Rauskommen. Ohne mich aufzuregen, – das verhinderte die Infusion, dachte ich daran, dass mein Mann nun schon seit Stunden auf sein Papasein wartete. Was ich nicht wusste war, dass ihm um 4 Uhr die Zigaretten ausgegangen waren, und er traute sich nicht vom Telefon weg. Damals gabs ja noch kein Handy. Der Arme, er war starker Raucher, musste bis 23 Uhr 15 warten, bis er zum Zigarettenautomaten gehen konnte.

Und ich hielt mein entzückendes Mädchen im Arm und konnte mich nicht an ihr sattsehen. Meine Katriin, die Gugga. So wurde sie lange genannt, weil sie so ruhig mit grossen Augen in die Welt sah. Als ob sie immer noch nicht ganz verstand, wo sie jetzt gelandet war…

Kaum zu glauben, dass meine Grosse heute 47 Jahre wird. Sie ist eine wunderbare Frau geworden, einfĂĽhlsam, klug, humorvoll. Und momentan am Weg in einen neuen Lebensabschnitt mit Unsicherheiten aber auch mit Zuversicht.

Ich wĂĽnsch dir viel Mut und Vertrauen, meine liebe Grosse, alles wird gut! Von Herzen wĂĽnsch ich dir einen ganz guten Start! Ich bin sooo stolz auf dich!

Und vielleicht kann mir das jetzt noch jemand erklären: Ich, Jahrgang 1947. Katriin Jahrgang 1974. Sie heute 47, ich 74. Irgendwie magisch…

Happy birthday, Katriin!

© rebella-maria-biebel 2021-06-19

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