von Sternenkind
So lieb schauten die kleinen Kätzchen von Marlenes Oma aus. Sie waren semmelbraun und weiß. Insgesamt hatte die Katzenmama drei Junge geworfen, diese waren zu verschenken. Die Nachbarin und Freundin Marlene hat die Katzen mit in die Siedlung gebracht, um sie den Kindern zu zeigen. Es war das Jahr 1989, ich war zehn Jahre alt und habe mich sofort in ein Kätzchen verliebt. Während ich sie streichelte, breitete sich ein wohliges Gefühl der Freude in meinem Körper aus. Diese Welle der Liebe entsprang aus meinem Herzen, bis es die letzte Zehenspitze erreichte. Es ist eine Stimmung der Glückseligkeit, die man nur als Kind spürt, wenn man Tiere so sehr liebt. Ein so süßes Tierchen zu halten und zu liebkosen, ist einfach wunderbar! Das Fell war samtig-weich und die Pfoten noch klein. Die Fellknäueln im Kindersitz meiner Schwester gemütlich gemacht.
„Mama darf ich eine Katze haben?“, flötete ich und versuchte meine blauen Augen blitzschnell in Rehaugen zu verwandeln.
„Schauen wir mal!“, war die vorübergehende Antwort. Nach einer Stunde Geschmuse und Streicheleinheiten wurde auch ihr Herz butterweich.
„Ja, du darfst eine haben!“, willigte sie ein.
„Juhu!“ – ich freute mich riesig. Endlich habe ich mein eigenes Haustier. Ich taufe sie auf den Namen „Minki“. Nachdem sie aber die nächsten Wochen überhaupt nicht auf den Namen hörte, rief ich sie irgendwann einfach nur mehr „Katze“. Auf diesen Namen reagierte sie sofort und so wurde Minka mit ihrem Familienname „Katze“ gerufen.
Sie durfte auch in den Garten und lief dort herum, am Spielplatz und wenn ich mit der Packung Trockenfutter schüttelte, kam sie promt zurück.
Als meine Schulfreundin Tanja auf Besuch war, fragte sie: „Wie heißt denn dey Kotz?“
„Katze“, antwortete ich.
„Ja, ich sehe, dass es eine Katze ist, aber wie heißt sie?“, erkundigte sie sich abermals.
„Katze“, gab ich wahrheitsgemäß von mir.
„Haha, sehr lustig! Geh jetzt – sog schu! Wie haßt dey Kotz?“
„Sie heißt wirklich Katze!“
„Des is ned mehr lustig, Sonja. Verot ma ihrn Nouman!“, stöhnte meine beste Freundin.
„Sie heißt Katze, weil sie nur auf den Nouman hert! Probiers aus. Ruaf sie moi!“, forderte ich die Ungläubige auf.
Tanja schüttelte ihren Kopf und rief die Katze:“ Katze, Katze!“
Der semmelbraune Wirbelwind rannte schnurstracks zu uns und schmiegte sich an unsere Beine.
„Siagst, hob i jo gsogt!“
„Des wor sicha nur a Zufoll. I was ned, warum du ma ihrn Nouman ned sogn wüßt! Kounst schu aufhern mit deim Schmäh!“
Na dann frag meine Mama oder meine Schwestan!“, forderte ich sie auf.
„Frau Kollegger, darf ich Sie wos frogn?“
„Jo sicha, Tanja!“
„Wie haßt den die Kotz?“
„Katze“ heißt unsere Katze.
© Sternenkind 2020-09-01