Katzen hassen mich

Melly Schaffenrath

von Melly Schaffenrath

Story

Ich liebe Tiere, und deshalb haben die Tiere mich auch zu lieben, so meine Meinung. Aber Katzen sehen das grundsätzlich anders. Sie mögen mich nicht. Sie hassen mich. Schon als Kind hab ich schlechte Erfahrungen mit diesen Tieren gemacht und auch heute mögen sie mich einfach nicht. Und sie zeigen es mir immer wieder. Mit aller Deutlichkeit.

In meiner Nachbarschaft sind mehrere Katzen beheimatet. Wenn mir mal eines dieser flauschigen Exemplare begegnet, will ich sofort Liebe und Zuneigung von dem Tier erhalten. Entzückt hau ich mich auf die Knie, gebe schnalzende Geräusche von mir, reibe Finger aneinander. Das Ziel: Die Aufmerksamkeit der Katze erhalten und streicheln. Aber meine Mühe ist immer vergebens. Ich werde von den Tieren meistens komplett ignoriert. Sie stolzieren arrogant und ohne mich zu beachten an mir, die da am Boden kniet und verzweifelt um Zuneigung bettelt, vorbei. Manchmal ernte ich auch einen genervten Blick aus Katzenaugen.

Gelegentlich zeigen sie mir ihre Abneigung noch deutlicher.

Bei einer Freundin. Wir sitzen auf der Couch und quatschen. Die Katze kommt, ich streichle das Tier und sie schnurrt. Ich freu mich und streichle fleißig weiter. Die Katze genießt, haut mir ihre Krallen genussvoll laut schnurrend in den Oberschenkel, als sie mehrmals von links nach rechts und wieder zurück drüber kraxelt. Schön! Vielleicht hassen mich Katzen doch nicht? Plötzlich, nach einigen Minuten streicheln, tut´s weh. Völlig unvermittelt, ich war grad noch so schön beim Streicheln, beißt mir die Katze in die Hand, haut die Krallen auch noch vorsichtshalber rein (falls ich´s noch nicht versteh), und ergreift die Flucht. Erschrocken schau ich das Vieh an. Sie sitzt nun auf der anderen Seite des Raumes, schaut zurück und putzt sich die Pfote, die sich gerade in meinen Handrücken gebohrt hatte. Können Katzen grinsen? Ich bin mir sicher, sie hat mich angegrinst. Ihr Blick sagt „Ätsch“.

Ein anderes Mal. Spieleabend mit anschließender Übernachtung bei Bekannten. Immer wieder versuche ich die Hauskatze zu locken, will das flauschige Wesen streicheln und verwöhnen. Ich bettle um Aufmerksamkeit, aber das Tier ignoriert mich völlig und wirft mir immer wieder genervte Blicke zu. Arrogantes Vieh, denk ich mir. Es wurde spät. Müde schlurfe ich zum frisch bezogenen Gästebett. Ich will die Decke gerade zurückschlagen. Halt, da ist was! Ich schau noch mal hin. Da entdecke ich einen braunen Kack-Haufen mitten auf der Bettdecke. Ich fluche, schaue mir das Bett genauer an und finde noch einen nassen Fleck auf dem Polster. Aha. Das sagt mehr als 1000 Worte. So viel hält das Tier also von mir. Wie ich so da steh und eine Weile fassungslos und grantig das Bett betrachte, kommt die Katze ins Zimmer stolziert, hüpft aufs Fensterbrett und schaut mich an. Und wieder bin ich mir sicher: Die Katze grinst mich an und ihr Blick sagt ganz eindeutig: „Ätsch“.

Katzen. Sie hassen mich.

Foto: Unsplash by Dhruv Singh

© Melly Schaffenrath 2020-04-30

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