von Ulrike Sammer
Der Neujahrstag und der gleichzeitig letzte Tag in der Oase Siwa war gar nicht gut. Die langsam begonnene Krankheit meines Mannes verdichtete sich. Er war schwach, hatte Durchfall und Ăbelkeit. Als das Fieber anstieg, war es klar, dass er auf die nachmittĂ€gliche WĂŒsten-Tour verzichten musste. Er lag mit SchĂŒttelfrost im Bett und ich brachte ihm alle verfĂŒgbaren Decken. Unsere beiden Ărztinnen in unserer Gruppe konnten nichts ausrichten. Da bewĂ€hrte sich wieder einmal meine gut sortierte Reiseapotheke. Ich konnte zumindest das Schlimmste etwas eindĂ€mmen, sodass ich ihn doch ein paar Stunden allein lassen konnte. Vorher machte ich ihm aber noch nasse, kalte Wadenwickel auf den Beinen (so wie ich es von meiner Mutter gelernt hatte).
Mit zwei Jeeps fuhren wir nun in einen Teil der WĂŒste, der mit Autos schwer erreichbar ist, einem Gebiet mit kleinen Steinbergen und dann in die âWeiĂe WĂŒsteâ, die nach schneeweiĂen Kalkformationen benannt ist. An einer Stelle sahen wir zwei einsame Palmen und einen echten lebenden SkarabĂ€us. Der Boden war bedeckt mit weiĂen und tiefschwarzen Steinchen (zu denen die Berber âWĂŒstenlackâ sagen). Zum Sonnenuntergang standen wir in den Sandfahnen, die der Wind stĂ€ndig vom Grad der WanderdĂŒnen wegwehte.
Nach Hause gekommen sah ich, dass das Fieber meines Mannes gestiegen war. Er war sehr schwach. Ich musste alles allein zusammenpacken, denn unsere RĂŒckfahrt nach Kairo war fĂŒr das Morgengrauen geplant.
Wir fuhren wieder vorbei an den Minenfeldern aus dem 2. Weltkrieg. Damals war Siwa der sĂŒdlichste Verteidigungspunkt der britischen StreitkrĂ€fte gegen die Italiener und das deutsche Afrikakorps. 1942 besuchte Feldmarschall Erwin Rommel die Senke. Siwa war danach lange militĂ€risches Sperrgebiet aufgrund des Konflikts zwischen Ăgypten und Libyen 1976/77. In den Jahren 1978/79 wurden entlang der libyschen Grenze Grenzanlagen errichtet. Zwischen 1978 und 1982 waren hier zeitweilig bis zu 20.000 Ă€gyptische Soldaten stationiert.
Bei unserer Fahrt nach Kairo kĂ€mpften wir uns zeitweise durch arge SandstĂŒrme. Einmal hatten wir das GlĂŒck, uns an die RĂŒcklichter eines Taxis âhĂ€ngenâ zu können, um aus dem Sturm wieder herauszukommen. Da der Sand einem vollstĂ€ndig die Sicht nimmt, verliert man leicht die Orientierung und kann dann in einem Minenfeld stecken bleiben.
In Kairo stiegen wir wieder im schon bekannten Hotel ab und zogen bald los, denn wir hatten hier noch einiges am Programm. Dank der Medikamente war mein Mann fieberfrei, aber noch ziemlich wackelig. Zuerst ging es zur Ibn Tulun-Moschee, die im 9. Jh erbaut wurde. An ihrer Stelle war angeblich Abraham bereit, seinen Sohn zu opfern. Die Moschee hat einen ungewöhnlich groĂen Innenhof und ein imposantes Brunnenhaus. Daneben besuchten wir das Gayer Anderson-Museum. Ein schwuler britischer General sammelte viele schöne EinrichtungsgegenstĂ€nde und errichtete ein Museum der gehobenen arabischen Wohnkultur.
© Ulrike Sammer 2021-05-13