von Gabriele Leeb
Tausende von Kerzen brennen, alle mit der Bitte um Frieden.
Noch bist du mein Bruder, doch vielleicht wirst du bald mein Mörder sein?
Die Generäle blasen all die Lichter aus, mit der Absicht das Böse zu verbergen. Es ist Herbst und die Blätter fallen, so wie die Soldaten auf dem Schlachtfeld fallen und sterben. Tote Augen klagen an und werden nicht gehört. Die Despoten sind blind gegenüber Leid und Not und stellen sich taub. Kein Weinen und Wehklagen dringt zu ihnen durch und die Verzweiflung geht im Land herum.
Nebelschleier decken die Unmenschlichkeit zu und die Gräueltaten breiten sich aus wie ein Flächenbrand und die Herzen gefrieren zu Eis. Jeder sieht es und fast niemand tut etwas dagegen.
Wo liegt der Sinn in der Zerstörung? Der Mond versteckt sein Angesicht hinter den grauen Wolken und die Panzer rollen unaufhaltsam und die Raketen erheben sich in die Lüfte.
So wie du mir. Auge um Auge, Mensch um Mensch! Die Welt wird immer kälter und dem Lachen ist schon lange das Lachen vergangen. Jeden Tag heißt es Abschied nehmen, von Vater, Mutter, Frau und Kind oder sogar vom Leben. Regentropfen waschen das Blut vom Boden und die Straßen färben sich rot.
Gevatter Tod streift übers Land mit einer Liste in der Hand und sie schmerzt von den vielen Strichen, die er auf das blutverschmierte Blatt Papier setzt. Reiche Ernte für seine Sense. Er wird langsam müde, doch noch ist kein Ende in Sicht. Häuser stürzen mit lautem Krach auf die Erde.
Lieber Gott, einmal nur lass‘ mich noch tanzen und küssen und den Körper einer Frau spüren! Bist du überhaupt da? Gibt es dich wirklich? Im Dreivierteltakt will ich mich drehen und alles um mich vergessen, nur in ihren Armen liegen und auf den Krieg für einen kurzen Moment sche…… Und wieder bricht eine Nacht herein, wo ich nicht schlafen kann. Es ist kalt und es wird immer kälter. Mein Körper schmerzt und meine Seele.
Die Augen schließen und einen Funken Hoffnung spüren. Tausende von Sternen leuchten in der Dunkelheit der Nacht. Werden auch die bald vom Himmel fallen, wie die Blätter und deine Brüder und Schwestern? Väter und Mütter, Kinder?
Und der Tod eilt im Sauseschritt und er nimmt auch die Liebe mit. Kein Platz mehr für sie?
Foto: FloClam/Pinterest
© Gabriele Leeb 2024-10-08