(K)Ein Platz für Kaulquappen

Stefanie Bleier

von Stefanie Bleier

Story

An einem sonnigen Sonntagmorgen machten wir einen Familienausflug zu einem der schönen Salzkammergutseen. Wir starteten zeitig in der Früh um die Natur in Ruhe genießen zu können. Die Zwillinge sind ja ohnehin Frühaufsteher. Am Wochenende ist an den Nachmittagen der Parkplatz meist voll.

Wie jedes Jahr um diese Zeit war Krötenwanderung. Es war noch recht frisch an diesem Morgen, den Kindern war das jedoch egal. Sie liefen vergnügt vor und wetteiferten, wer denn die erste Kröte erblickte.

In diesem Jahr entdeckten wir die erste Kröte erst am Ende des Sees in Ufernähe und danach jede Menge Kröten im Wasser. Es war interessant zu beobachten, wie die um einiges kleineren männlichen Kröten ohne Rücksicht auf Verluste um die Gunst der weiblichen Kröten kämpften. Im Wasser war noch kein Laich zu sehen. Aus den abgelegten Eiern schlüpfen Larven, welche sich innerhalb weniger Tage in Kaulquappen verwandeln. Bald wird es im Wasser vor Kaulquappen nur so wimmeln! Dann werden wir auf jeden Fall wiederkommen.

Ich war schon oft an diesem See um zu baden oder einen gemütlichen Sparziergang zu machen. Vor den Kindern wäre ich aber nie auf die Idee gekommen, extra herzukommen, um Kröten zu beobachten. Der See mit seinem kristallklaren Wasser ist umgeben von malerischen Wäldern und Bergen. So einen naturbelassenen Lebensraum wie hier haben Amphibien auch in Österreich immer seltener. Kaulquappen sind zwar ein willkommenes Futter für Fische und Wasservögel, ihr größter Feind ist allerdings der Mensch. Durch seine Eingriffe in die Natur wird immer mehr Lebensraum für Kaulquappen zerstört. Die Natur wird zunehmend vom Menschen beansprucht und verbaut. Grüne Flächen müssen für Neubauten weichen. Nicht nur das Trockenlegen von Feuchtgebieten und das Zuschütten von Gewässern ist ein Problem, auch der Kontakt mit Dünger und Pestiziden lässt die Kaulquappenpopulation schrumpfen.

Die Kindergartengruppe meiner Tochter machte sich ein paar Tage später ebenfalls auf, um Kaulquappen zu suchen. Sie gingen zu einem Teich in der Nähe des Kindergartens. Leider machten sie dort eine traurige Entdeckung. Jemand hatte große Steine auf den dort im Wasser befindlichen Froschlaich geworfen. Meine Tochter hat der Fund noch lange beschäftigt. Empört fragte sie mich immer wieder: „Wer macht so etwas Mama?“

Ja, das möchte ich auch gerne wissen. Wer macht so etwas? Wer zerstört die Natur, anstatt sie zu schützen und sich an ihr zu erfreuen?

© Stefanie Bleier 2021-04-27

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