Kein Samstag ohne Christian Wallner

Story

Wir schickten einander eine Zeitlang Mails – ich als Aufheiterung zum Wochenbeginn einen selbstgeschriebenen Limerick, er kurz vor Redaktionsschluss am Donnerstag die Kolumne, die am darauffolgenden Samstag in den Salzburger Nachrichten erschien. „Vorab“, stand in der Betreffzeile.

Ich wusste um die Krebserkrankung von Christian Wallner und das wöchentliche Mail war für mich ein Lebenszeichen im wahrsten Sinn des Wortes, ein kleiner Hoffnungsschimmer. Solange Christian noch Glossen schreiben könne, die er selbst in der Redaktion ablieferte, sei alles gut, dachte ich.

Christian Wallner, ein gebürtiger Oberösterreicher, der in Salzburg Geschichte und Publizistik studierte, prägte die Salzburger Kulturszene viele Jahre wesentlich mit. Er war als Autor tätig, ehe er in den 1970ern auf Initiative von Georg Steinitz, so erinnert sich Alfred Winter, Chef des Sommer-Festivals „Szene der Jugend“ die Kabararetttruppe „MotzArt““ gründete. „Ruhe dahinten!“ und „Machen Sie sich frei!“ hießen die frechen Programme, die im Restaurant K&K am Waagplatz mit großem Erfolg über die Bühne gingen. Mit Wallner spielten Verena Stemberger und Gerald Fratt, später Heli Punzenberger und Gerhard Laber. Große Kunst mit kleinen Mitteln zu machen, das war seine Absicht,

Für die MotArtWoche (heute MotzArt-Festival), die Wallner 1983 gründete, brachte er die Elite der deutschsprachigen Kabarettszene nach Salzburg. Heuer feierte das Motzart-Festival in der Arge Nonntal das 40-Jahr-Jubiläum.

Wallner liebte die schönen Dinge des Lebens: die Malerei, die Toskana, edle Weine und Autoren wie Tucholsky, Kästner, Brecht und Gernhardt. Im September 2008 las er in der Reihe „Literatur im Cafe Mozart“ Texte seiner Lieblingsautoren unter dem Titel „Die Zunge der Kultur reicht weit“. Wegen einer Krebserkrankung zog er sich immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück.

19 Jahre gab es keine einzige Samstagsausgabe der Salzburger Nachrichten ohne Wallner. Dann kam der 13. März 2011. Ein schwarzer Tag. Die Glosse fehlte. Christian Wallner hatte vier Tage zuvor, am 9. März, im Alter von 62 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren.

Den Humor bewahrte er sich bis zum Schluss. In einer seiner letzten Glossen schrieb er: „Die Fastenzeit inspiriert Kabarettisten immer wieder. Der Frühling steht vor der Tür und damit ist anscheinend flächendeckend der Wille ausgebrochen, endlich fit und schlank zu werden. Überall Kampfansagen an den Winterspeck. Privat grassiert die Heiden-Angst, „mein Bauch gehört mir“ sei in der Fastenzeit eine sündige Behauptung. Nur ich trau mich noch nicht die Angst verbalisieren, mein uralter Barolo könnte Ostern womöglich nicht überleben.“

.Am 30. März wĂĽrde Christian Wallner seinen 75. Geburtstag feiern. Fastenzeit hin, Fastenzeit her – das ist die beste Gelegenheit, schon jetzt eine Flasche Rotwein bereitzustellen. Es darf durchaus ein Barolo sein!

Karikatur:Thomas Wizany

© 2023-03-11