Ja, Manfred Bockelmann. Bruder von Udo Jürgens. Maler. Ich hab ihn kennengelernt bei GLORIA-Film in München. Ich war da beim neuen Pressechef untergekommen, als Emigrantin und Studienabbrecherin aus Österreich. Er war auch Kärntner. Das genügte als Befähigungsnachweis. Er engagierte mich im Gang vor seinem Büro frisch von der harten Leber weg.
Zwei Jahre später war GLORIA mit Weltstars am Filmball im Hotel Bayerischer Hof vertreten. Wir hatten Roger Moore, Omar Sharif und Sydne Rome „beigesteuert“. Udo Jürgens mit Bruder und damaliger Gattin Christiane Krüger, Tochter von Hardy Krüger, waren auch da. Da muss mein Chef sie wohl eingeladen haben, so von Kärntner zur Kärntner. Im März kam Bockelmann dann mit Frau und seinem neuen Bildband Magic Hollywood. Damals noch mehr Fotograf als Maler, glaube ich. Ein interessantes Buch mit Geschichten aus Hollywood, die weniger bekannt sind. Z.B. die berühmten Buchstaben. Anfangs lautete die Inschrift auf den Hügeln „Hollywood Land“. Diese trockenen, unattraktiven Hügel sollten verkauft werden. Dann riss ein Sturm das “Land” weg. Und Hollywood steht immer noch.
Manfred Bockelmann, der junge Charmeur, schenkte MIR das Buch und schrieb auch noch sehr nette Worte hinein. Ich hab darüber kurz in einer Geschichte berichtet und über meine 4 Jahre in München auch ein eigenes Buch gemacht.
Und kürzlich sehe ich in Spittal a.d. Drau, mittlerweile an den Millstätter See verlegt, aus Fremdenverkehrsmarketinggründen, ein Plakat: Vernissage Bockelmann in den wunderschönen Gewölben des Schlosses Porcia, mit Möglichkeit einer persönlichen Führung. Ah, jetzt kann ich mich revanchieren, dachte ich mir. Ich schenke ihm MEIN Buch. Ich meldete mich an, war auf Warteliste wegen Corona, rückte aber dann vor und ein.
Interessante Stunde und Studien. Großformate, sehr wirkungsvoll an den Wänden des alten Gemäuers. Überdimensionale, sterbende Blätter in eindrucksvollem Blau. Bockelmann redete sich schnell warm, wurde dann auch noch gesellschaftskritisch & politisch. Ich wollte schon gehen, sagte der organisatorischen Dame neben mir, sie möge ihm mein Buch doch bitte danach überreichen. Die lehnte das ab: Nana, des miassns umpedingg sölba måchn!
So wartete ich also eine Bockelmann’sche Verschnaufpause ab (er hatte sich fast in Rage geredet) und überreichte ihm in eine Satzlücke hinein mein Buch. Er war – ich glaube nicht, dass ich mich täuschte – echt erfreut und fast ein wenig gerührt. Er wird sich in dem Buch wiederfinden, auf einem schönen SW-Foto, auf dem er, seine Frau und Udo Jürgens berührend jung aussehen.
Was ich allerdings nicht schaffte, war die Bitte um ein Selfie. Ich hatte es mir sooo vorgenommen. Für drei Sekunden Peinlichkeit hat man den Rest des Lebens Freude an einem Foto. Aber das bring ich einfach nicht. Ich könnte mein Zimmer tapezieren mit Fotos von Weltstars. Doch ich hab sie eh alle noch im Kopf. Und irgendwann treffen wir uns wieder. Dann trau ich mich vielleicht.
© 2021-07-10