von Gabriele Leeb
Heute ist wieder so ein Tag der Tage gewesen.
Gut geschlafen, aber gleich vormittags den halben Nagel vom rechten Zeigefinger abgebrochen, hat geblutet, doch nach einer Weile geht es wieder.
Simba sitzt auf meinem Schoss und bleibt mit zwei Krallen auf meinem Pullover hängen. Ein Loch im Pullover und zwei lange Fäden gezogen. Um 15.30 bin ich mit meiner Tochter und ihrem Kater zum Tierarzt mitgefahren. Philipp ist zu Hause. Als wir zurückkommen, sitzt Philipp auf der Bank vor unserem Haus mit kurzen Ärmeln und haut sich ab vor Lachen. Er ist eiskalt, aber guter Dinge. Wahrscheinlich, weil er den ganzen Laib Erdäpfelbrot aufgegessen hat. 300 g und dazu den Pudding mit Schlagobers, sprich Dany plus Sahne. Wir waren höchstens eine dreiviertel Stunde weg, aber Philipp hat das richtig ausgenutzt.
Ich habe Hunger und will mir Buchweizennudeln kochen. Keine Anleitung. Gebe sie in kochendes Wasser und nach zwei Minuten prüfe ich und sie sind tatsächlich schon fertig. Also gleich heraus. Jetzt weiß ich maximal zwei Minuten kochen. Aber sie sind zu wenig. Also nochmals Wasser aufstellen, doch ich kann es nicht abwarten und schmeiße sie ins Wasser bevor es richtig kocht. Sie lösen sich auf und ich habe nur mehr einen schleimigen Brei. Nehme den Topf und entsorge den Inhalt. Muss ich halt mit der kleinen Portion auskommen. Danach Pause.
Um dreiviertel acht überkommt mich wieder so eine Aufräumwut und ich sortiere die Schals, Hauben, Stirnbänder und Handschuhe aus und den Rest stecke ich in die Waschmaschine. Ich räume noch alles unter dem Bett vor und wische feucht auf. Gleich unter Philipp‘ s Bett auch. Die Waschmaschine ist fertig. Ich nehme die Wäsche heraus und bleibe irgendwie in der Maschine hängen und reiße mir den ganzen Nagel vom rechten kleinen Finger heraus. Was für ein Schmerz, es blutet und tut höllisch weh. Ich warte etwas und gebe die Wäsche in den Trockner und verletze mir erneut den rechten Zeigefinger. Nun muss es sein. Ich hole Pflaster und Salbe und verklebe beide Finger. Diese Geschichte schreibe ich mit dem Mittelfinger. Doch das nächste Problem taucht auf. Mein Handy funktioniert mit Fingerprinterkennung. Selbstverständlich vom rechten Zeigefinger. Mit dem großen Pflaster tut sich nichts. Habe auch einen Code, doch für meine App “ Das digitale Amt“ brauche ich den Fingerabdruck. Ich hoffe, dass ich die nächsten Tage nicht „hinein“ muss.
Ich hole mir eine Flasche alkoholfreies Bier und schenke mir ein Glas ein und ich bin froh, dass ich sie ohne Schwierigkeiten aufmachen konnte. Für heute reicht es. Ich gehe ins Bett. Noch nicht ganz. Beim Trinkglas ist am Rand ein winziges Stück ausgebrochen. Ab in die Tonne, bevor ich mir die Lippe aufschneide.
Mittlerweile ist es 22.30! Ich ziehe mich aus und lege mich nieder. Beide Finger pochen lustig vor sich hin. Meine Tochter meint auf WhatsApp zu mir: Mama, du machst wirklich keine halben Sachen.
© Gabriele Leeb 2024-02-21