Keine Zeit für Fernweh (Teil 2)

„Stört es Sie, wenn ich schnell eine rauchen gehe? Wie lange sind Sie denn noch da?“

Sie schüttelt den Kopf. Ihre Augenbrauen senden widersprüchliche Signale: „Bis zwölf.“

Ich sehe auf meine Uhr. Es ist zehn vor. „Und morgen?“

„Ich habe erst in sechs Tagen wieder Dienst.“ Entschuldigend fügt sie hinzu: „Kurzarbeit.“

Bis dahin ist mein PCR-Test abgelaufen. Mir graut. Die Tortur mit dem Wattestäbchen, das einem dreißig Sekunden durch die Nase ins Gehirn gebohrt wird, ließe ich ungern nächste Woche schon wieder über mich ergehen. Gurgeltests, wie für die Schulkinder, ja, das wäre denkbar, aber dieser Nasenabstrich … Nein danke! Deshalb wollte ich ja am liebsten morgen, gleich nach dem Friseurtermin, weg.

Ich schiele wieder zu meinem Bekannten. Wegen der Ein-Freund-Regel hatte ich schon länger niemanden zum Schmähführen getroffen. „Hat mich eh gewundert, dass Sie überhaupt da sind. Ist das nicht sinnlos, wenn man eh nichts buchen kann?“

„Machen Sie das den lieben Politikern klar. Die haben beschlossen, dass wir systemrelevant sind. Wenn wir nicht geshutdownt werden, können wir auch keine Ausfallsentschädigung beantragen. Verkaufen können wir zwar auch nichts, nur dem Staat kommt es so günstiger. Ist in etwa so, als würde man Eissalons für die Umsatzeinbußen im Winter aufsperren lassen und die Schilifte dafür im Sommer, aber das ist halt die Covid-Strategie, die die Regierung festgelegt hat.“

„Wie ist das mit den Geimpften? Dürfen die denn bald überall hinfliegen?“ Ich spüre einen Anflug von Impfneid in mir hochkeimen. Zugleich ärgere ich mich über die profitgeile Impfstoffmafia.

„Mal sehen, ob die Impfung als Immunitätsnachweis anerkannt werden wird. Derzeit ist das alles unklar.“

Mein Bekannter führt vor dem Schaufenster des Reisebüros komische Verrenkungen auf. Aha! Er macht den Ellenbogengruß und ein anderer machte gleichzeitig den Fußgruß, das ging sich natürlich nicht aus.

Ist das schon eine Covidparty, wenn ich gleich zu den beiden stoße?

Eines würde mich schon noch interessieren: „Wann fliegt die Thai Airways eigentlich wieder von Wien nach Bangkok?“

Sie blinzelt, als hätte ich einen wunden Punkt berührt: „Vielleicht niemals mehr. Die Fluglinie hat Insolvenz angemeldet. Selbst ohne diese Pandemie würde ich wegen der Proteste für mehr Demokratie derzeit abraten, nach Thailand zu reisen.“

„Was mache ich jetzt mit dem hier?“ Ich schiebe mein Geldkuvert ratlos zu der Reiseberaterin rüber.

Ich war vorhin auf der Bank und habe vielleicht die letzte Chance ergriffen, meinem Bankbetreuer etwas Geld aus der Tasche zu leiern. Noch hat sich nicht herumgesprochen, dass die Bäckerei, für die ich arbeite, Konkurs angemeldet hat. Es lief schon vor dieser Plandemie, wie sie die Coronaleugner nennen, nicht optimal, doch die Betriebskosten für die teure zusätzliche Filiale in diesem hippen neuen Einkaufszentrum, das seit der Eröffnung die meiste Zeit gelockdownt war, haben meiner Bude den Todesstoß versetzt.