Kemping „Zur schönen Aussicht“

Story

Die Schweizer Nachbarn waren ganz in Schwarz. Vom GefĂ€hrt bis zum GefĂ€hrten, Kleidung, Harleys, eine sehr fein & klein fĂŒr die Dame des Wohnwagens. Nur die Orangen im stylishen Obstkorb waren orange.

Auf dem femininen Bike stand neben der Nummerntafel das Motto: Drive fast – live hard. Na ja, dachte ich, so hart scheint das Leben der beiden auch wieder nicht zu sein.

Sie aus dem off-enen Wohnwagen: Amore, wo bĂŒsch??? (Ob blond, ob braun – ich liebe alle – Sprachen!) Amore antwortete zĂ€rtlich: Wiasooo? Sie: JĂ„, i höör di hallt nitt! Darauf der Motor Harley Davidson Cycles-Besitzer: JĂ„ i chock ( Schwyzer h) chalt (Google verbessert auf Chalet) so dĂ„!!

Die beiden waren dann Ă€ußerst hilfsbereit beim Einparken unseres tiny little WohnwĂ€gelchens. Obwohl es nur 3,80m lang ist, hat es doch ein Gewicht, von dem man nicht gerne am ersten Urlaubstag ĂŒberrollt werden möchte. Kurz hat es danach ausgesehen. Meine flĂŒchtige Paddelbekanntschaft zog steuerbords, ich schob backbords. Eine unauffĂ€llige istrische AbschĂŒssigkeit in diesem ansonsten plattlebenen Pinienwald, und ich dachte: Magi, Bikini brauchst du keinen mehr in diesem Leben.

Aber da sprangen nicht nur der ZĂŒricher Amore, sondern auch der Bad Tölzer Bodybuilder und der von mir zu dem Zeitpunkt noch nicht verortete Nachbar linker Hand zu Hilfe. Arnold war, Gott sei Dank, ahnungslos auf achtern und hat mein Drama nicht mitbekommen. Nachher hat er gesagt: JĂ„jĂ„, du, brauxt wieda a Schtory 4 Schtory.one. Eh klor. Er glaubt es bis heute nicht, dass er fast Witwer geworden wĂ€re, wenn ich von meinem Dritthaus zermantschgert worden wĂ€re. Und wenn wir, Grundvoraussetzung, verheiratet wĂ€ren.

Nach 4 wunderschönen Tagen kamen wir am letzten Abend zurĂŒck zum Eigenheim. Es war noch hell, aber vor unserem „5* Kempingski“ war totale Finsternis. Zwei Meter vor meinem handgeknĂŒpften Aperol Schpritz und unserer 3,8m-Villa stand ein Adria-AnhĂ€nger mit 9.58m aus Goricia. Ich hab’s gegoogelt, das Teil. Ich bekam es in der Aufregung nicht einmal im Querformat aufs Foto und musste auf Panorama umschalten. Mein Entsetzen hielt sich nur in Grenzen, weil ohnehin die wirkliche Nacht vor den Campingsesseln stand. Und, ehrlich gesagt, auf die Schnelle half auch eine Pina Colada. Oder drei.

Anschließend noch was zur Campingplatz-Fauna zwischen Acquilea und Portoroz: Ab 22h tritt im Alpe Adria Raum das WaldkĂ€uzchen auf. Normalerweise fliegt es dann weiter zum nĂ€chsten Gig. Diesmal nicht. Mit Zugabe dauerte das Ganze bis 3.51Uhr. Erst dann rĂ€umte es die BĂŒhne fĂŒr den gemischten Servus-Srecno-Ciao Amsel-Chor aus Umag. Und dann kamen die Sch…Tauben!

Unterbrochen wurde die laue istrische Nacht auch noch durch einen voll gerĂ€uscharmen Wadlkrampf. Ich musste die Schmerzensschreie unterdrĂŒcken, sonst hĂ€tte ich meine flĂŒchtige Paddelbekanntschaft geweckt und hĂ€tte um 7h frĂŒhstĂŒcken mĂŒssen. Aber auch ich brauche irgendwann mein MĂŒtzchen voll Schlaf.

Na ja, vielleicht nÀchstes Jahr in Jerusalem.

© 2022-06-18

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