von SuzukiOma
Nachdem ich euch die erste Kinderfreundschaft zur Kenntnis brachte, möchte ich nun gerne noch von der Zweiten erzählen.
In der Volksschule (reine Mädchenklasse) waren wir beim Singen sehr engagiert und hatten unsere Freude daran. Zwei Stimmen waren besonders sicher, deshalb bat die Lehrerin doch, dass eine von uns die zweite Stimme übernehmen solle. Wie wir uns dann geeinigte hatten, weiß ich leider nicht mehr, aber ich glaube, seit dieser Zeit singe ich Alt. Bei einigen Schulaufführungen hatten wir gemeinsame Soloauftritte, da waren wir beide schon immer sehr aufgeregt.
Dieses Mädel war eine fast direkte Nachbarin, es war nur eine Ruine dazwischen. Ihre Eltern führten eine kleine Greißlerei und dort fühlte ich mich sehr wohl. Im Garten lagen sehr viele Ziegel schön geschlichtet, daraus machten wir dann unser eigenes „Geschäft“. Ausgediente Schaufensterdekorationen benutzten wir als unsere Ware, jede von uns war mal Käuferin, mal Verkäuferin, ein paar 10-Groschen Stücke unser Geld. Wenn wir Glück hatten, spielte ihr großer Bruder auch mit, dann war die Sache noch interessanter. Wenn ich so nachdenke, war dies eigentlich der Grundstein für meine Lehre.
Sie wollte unbedingt Krankenschwester werden, machte aber zuvor doch auch eine Verkaufslehre in einem Textilgeschäft auf der Meidlinger Hauptstraße. Dort hatten wir noch öfters Kontakt, aber später irgendwie aus den Augen verloren.
Viele Jahre danach sagte mir meine Mutter, sie glaubt, sie hätte Gabi im Seniorenclub gesehen und singen gehört. Damals gab es noch nicht die Möglichkeit der Mediathek, aber diese Sendung wurde am Montag Vormittag wiederholt. Zum Glück hatte unser Betriebsrat ein TV Gerät, ich meldete mich kurz in der Abteilung ab und stürzte zum Fernseher. Tatsächlich, sie war es! Voll Freude machte ich dann ihre Adresse ausfindig, fuhr hin und läutete sie aus dem Schlaf. Durch ihren Schichtdienst befand sie sich gerade zu Hause im „Ruhemodus“. Aber sie hat sich danach bei mir gemeldet und seitdem waren wir in ständigem Kontakt, der Gesang und das Interesse daran auf jeden Fall unser gemeinsamer Nenner, ich besuchte ihre Konzerte, sie die meinen.
Nun haben wir einmal im Jahr ein Treffen von Volksschulkolleginnen, da sehen wir uns sowieso, aber auch dazwischen finden wir uns zu einem Tratscherl zusammen. Dann wird das Neueste besprochen, von ihrem Häuschen im Burgenland (wo ich sie natürlich schon mit meinem Mann besuchte) bis hin zur Familie des Bruders. Auch über WhatsApp findet viel Kommunikation statt, Fotos sausen durch den Äther hin und her. Vieles von ihren Bildungsreisen ist für mich sehr interessant, dann bin ich in Gedanken dabei.
Tja, so könnte ich noch seitenweise schreiben, immer mehr Details fallen mir ein, aber natürlich geht es nicht, 2.500 Silben sind schnell verbraucht. Daher sag ich meiner Kindheit für heute „Auf Wiedersehen“, grüße alle meine Wegbegleiterinnen und wünsche allen ein schönes Erinnern an unsere gemeinsame Zeit!
© SuzukiOma 2020-10-03