von Auguste
Röschen war ein kleines MĂ€dchen, schĂŒchtern schaute sie hinter ihrem langen Haar in die Welt hinaus, in der so vieles unergrĂŒndlich fĂŒr sie schien. Ich traf sie eines Abends mit ihrer Mutter auf einem Spaziergang und wurde neugierig was sie wohl so traurig aussehen lieĂ. Ihre Mutter wirkte etwas verwirrt und ĂŒbel gelaunt im Kampf mit sich selbst, ĂŒberlieĂ sie das Kind seiner Traurigkeit. Sie sprachen lange Zeit nichts miteinander und ich empfand tiefes Mitleid mit diesen Beiden. Ich erlaubte mir sie im Stillen zu begleiten, als sie auf dem Wald zugingen. Ich war gespannt darauf was sie dort hinzog und ob sich zwischen ihnen etwas an ihrer Stimmung verĂ€ndern wĂŒrde.
Das kleine MÀdchen lief durchs Herbstlaub, das wie wild zu raschen begann. Der Frau entlockte dieses Bild ein kleines LÀcheln, sie schien sich wieder mehr dem Kind zuzuwenden und tat es der Kleinen nach. Sehr zögerlich brachte ihr Schritt ein Geraschel zustande. Röschen wartete auf mich sonst verlieren wir uns noch, wo ich dich doch eben erst wieder gefunden habe: rief sie ihr nach. Die Kleine machte Halt drehte sich um, machte, kehrt und lief ihrer Mutter entgegen.
Als sie bei ihr angekommen war, streckte sie ihr zaghaft die HĂ€ndchen entgegen worauf die Mutter sich zu ihr hockte und sie in den Arm nahm. Das Schweigen schien gebrochen zu sein, und beiden liefen leise TrĂ€nen ĂŒber die Wangen. Sie spĂŒrten sich endlich, erfuhren, dass sie fest miteinander verbunden waren und zusammengehörten.
Mama sagte das MĂ€dchen ganz leise; ach Röschen erwiderte diese. Mama, ich will eine Prinzessin sein. Aber ich hab kein Krönchen und auch kein Kleidchen und ich mag den Papa heiraten, wenn ich groĂ bin. Ja mein Schatz ich weiĂ. Aber wo ist er? Ich vermisse ihn so, glaubst du hat er mich vergessen? Nein wie könnte es ein kleines MĂ€dchen vergessen? Er muss nur so viel arbeiten weiĂt du und da ist er in der ganzen Welt unterwegs mit seiner Musik und alle Menschen, die ihn hören klatschen und finden ihn groĂartig. Ich finde das blöd, er soll bei mir sein und mit mir spielen. Ich glaube nicht, dass er mich lieb hat. Ich bin bös auf ihn. Ja das darfst du auch sein. Aber ich bin auch ganz⊠wieder rannen dem kleinen MĂ€dchen TrĂ€nen ĂŒber ihre runden Wangen, das Weinen wurde zu schluchzen, das alles schwere UnglĂŒck so sehr zutage brachte das es die Welt verfinsterte, und auch ich spĂŒrte eine Wut in mir, diesen verschwundenen Vater gegenĂŒber, der diesem MĂ€dchen so viel Kummer bereitete. Die Mutter hielt ihr kleines MĂ€dchen lange im Arm streichelte ihr Haar und lieĂ gut verborgen auch ihrer Trauer freien Lauf, denn dieser nicht vorhandene Vater war ihr abwesender Liebespartner gewesen. Er lebte sein Leben Ihrer nicht ein Gedenk, er reiste, lieĂ nichts von sich hören. Er hatte sie verlassen. Sicher ohne zu wissen, wen er so traurig zurĂŒckgelassen hatte.
© Auguste 2020-11-21