von GONI
Heimito von Doderer: 2 Zitate
Im Grunde wird uns ein fremder Hut aufgesetzt, auf einen Kopf den wir noch gar nicht haben.
Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer. Später erst zeigt sich, was darin war. Aber ein ganzes Leben lang rinnt das an uns herunter, da mag einer die Kleider oder auch Kostüme wechseln wie er will.
Was hatten unsere Eltern wohl im Haus, welchen sinnreichen Eimer würden sie über ihren Kindern gerne ausschütten, in den ersten Tagen, Monaten, Jahren – welcher ist ihnen dann in die Hände gekommen?
Vielleicht ausgerutscht, wie eine Watsche die auch nur so rausgerutscht ist.
Sinnieren wir ein wenig herum, ob wir da eine Entsprechung finden können. Aber bitte nicht werten, denn wir kennen nicht alle Bedingungen, Zwänge und Einflüsse die von außen an unsere Eltern heran geschwappt sind als wir heranwuchsen. Denn sicher ist der Kübl wurde langsam, unaufhörlich, wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen entleert, 10, 20, oder gar 30 Jahre lang.
Frei nach Doderer ersetze ich den Eimer mit Kübl:
Schmutzkübl, Wasserkübl, Liebeskübl, Farbkübl, Kleberkübl, Leerer Kübl, Putzkübl, Ölkübl, Wachskübl, Papierkübl, Wissenskübl, ….usw.
Nach langer Überlegung denke ich doch es war bei mir der Schmutzkübel, denn die Nachkriegszeit hatte keinen Grund zu verschwenden, ein wenig Staub, ein wenig graue Farbe, ein wenig unbrauchbar gewordene Liebe, Mut ist auch nicht mehr gefragt, ein paar Geschichtchen und noch so viel mehr, dass es gar nicht Platz findet bei der Aufzählung vermischt mit Klebstoffresten damit die Beigaben auch besonders gut haften bleiben. Angst hatte auch keinen Platz im Kübel, zum Glück, die war vermutlich noch allgegenwärtig.
Ich hoffe daß sich keine (r) findet der den leeren Kübel über seinem Haupt schwebend fühlte, obwohl natürlich jeder Haushalt so ein Stück fallweise hat. Kommt daher die Unlust von Vielen den Kübel raus zutragen, könnte ja jeden Moment gebraucht werden für Nachwuchs laut Doderer.
Wann haben wir, „wie begossene Pudel“ ausgesehen oder uns wenigstes gefühlt?
Haben wir dann irgendwann uns ausgeschüttelt um uns der Schichten zu entledigen, war was brauchbares dabei, was wir behalten konnten?
Das sind die Fragen nach dem Leben, der Sinnhaftigkeit, der Sinnerfüllung, der Bestimmung.
Doderers Eimer, hatte er schon Gene da hineininterpretiert, oder , oder…..
Ob Eimer oder Hut, wem hat er gepaßt, wem war er zu klein, wem zu groß, wir Alle haben einen abbekommen und leben in Frieden mit ihm, dann hat er seine Zeit gehabt, und bevor wir darüber nachgedacht haben, schwupps haben wir auch selbst den Einen oder Anderen ausgeschüttet…..
© GONI 2019-09-24