Kisten voller Ideen

Wieso ist mein Oberstübchen eigentlich so chaotisch? Ich schätze, das ist einfach, was dabei herauskommt, wenn man alles behalten will, während ständig neue Sachen hinzukommen.

Vor Kurzem fand ich in einem alten Portemonnaie die Visitenkarte einer irischen Künstlerin, von der man genau ein Lied findet. Die Visitenkarte haben ich und unser ganzes Büro damals von ihrem kleinen Bruder bekommen. Er schickte uns dann die ganze Woche den Link zu ihrer ersten Single, weil er unglaublich stolz auf seine große Schwester war. Das ist nun 4 Jahre her und die zerknitterte, verstaubte Visitenkarte und mit eingeknickten Ecken könnte sicherlich in den Müll. Doch dann würde sich vielleicht auch die Erinnerung nach und nach zersetzen. Mein Plan ist, diese Visitenkarte, mit Broschüren, Postkarten, Stadtplänen, Zugtickets und allem Weiteren, das sich in meinem Leben, und gerade beim Reisen angesammelt hat, in Fotoalben zu verstauen. Dann wären sie nämlich Teil eines größeren Kunstwerkes und somit kein Müll mehr. Es haben sich jedoch über die letzten Jahrzehnte derartig viele Bilder und Souvenirs angesammelt, dass bereits die Planung eine Herausforderung darstellt. Ich müsste Bilder zunächst sortieren, auswählen, bestellen und abholen. Zudem müsste ich ein Fotoalbum mit entsprechender Kapazität finden, das mir farblich und von der Textur her gefällt. Oder möchte ich erst das Fotoalbum wählen, um zu wissen, wie viele Bilder ich auswählen sollte? Der spaßig-meditative Part würde erst danach beginnen, wenn ich die Fotos nur noch mit entsprechenden Postkarten und Tickets einkleben und mich über das Ergebnis freuen muss. So unrealistisch es mittlerweile auch wirkt, so halte ich doch daran fest. In Schränken sammeln sich verschiedene Kisten zu verschiedenen Erlebnissen an, auf meinem Computer und Handy die dazugehörigen Fotos und in meinem Oberstübchen gibt es dann noch Replika dieser Kisten und Ordner für die grobe Planung der Umsetzung.

Wären es nur diese Kisten, wäre wohl alles deutlich umsetzbarer. Allerdings, ist es lediglich die Ecke meines Oberstübchens, die sich der Vergangenheit widmet. Für die Zukunft gibt es weitere Kisten. Einige beinhalten Lehrbücher für Sprachen und Fähigkeiten, die ich noch erlernen möchte. Aus einer anderen ragt ein Globus, der auf verschiedensten Reiseführern thront, hervor. Und dann gibt es noch Kisten voller Blätter auf denen die Anfänge von Geschichten und Gedichten stehen, die darauf warten fertig geschrieben zu werden. Auch hier könnte man meinen, dass man sich einfach Kiste für Kiste durcharbeiten könnte, aber nun kommt die Gegenwart dazu, wo nicht nur noch viel mehr Kisten entstehen, sondern auch Handlungsbedarf besteht. Ich muss alle Kisten für die Gegenwart also so stapeln, dass ich mich frei bewegen kann. Zumindest frei genug, dass ich im Alltag nicht zu sehr stolper.

Die Gefahr, die sich hieraus ergibt, ist außerdem, dass man sich im Trott zwischen diesen Kisten so sehr verliert, dass man vergisst, dass man auch nicht zwischen ihnen gefangen ist. Schließlich sind es immer noch meine Kisten.