von SuzieLin
Nach gut 11 Jahren war es nun endlich soweit – Klassentreffen! Mein erster Gedanke war: „Mega Idee, aber echt keinen Bock darauf“. Natürlich konnte ich das dem Organisator nicht ins Gesicht sagen, da er sich echt viel Mühe dabei gab. Also entschied ich mich für ein diplomatisches „mal schauen, ob es sich ausgeht.“ Der Tag der Wahrheit rückte immer näher und nach und nach bekam ich immer mehr Nachrichten von ehemaligen Schulkolleginnen, ob ich auch kommen würde. Ich dachte darüber nach, was mich eigentlich davon abhielt, zuzusagen. Schnell fand ich die Antwort darauf – die coolen Jungs vom Nachbarort. Schon damals waren sie eine eingeschweißte Truppe gewesen, mit viel Blödsinn im Kopf. Was sollte ich schon mit ihnen reden? Wir lebten einfach in verschiedenen Welten! Schließlich rang ich mich doch durch und sagte zu. Mit klopfendem Herzen machte ich mich auf den Weg zur Location. Schon von Weitem sah man die große Gruppe im Gastgarten in einem Kreis sitzen. Es sah aus, wie ein Treffen einer riesigen Selbsthilfegruppe. Zu meiner Erleichterung waren die „coolen Jungs“ noch nicht da. Die ersten Gespräche waren geprägt von unbehaglicher Stille und denselben Fragen. Mein rechter Sitznachbar im Kreis, war aber anscheinend an keinem Gespräch mit ihr interessiert, da er mich weder ansah noch mit mir sprechen wollte. Tja, damit musste ich leben, aber dennoch wurde ich immer lockerer und fühlte mich immer wohler. Langsam wurde es kalt und wir zogen uns nach drinnen zurück, um etwas zu essen. Ich saß zwischen einem meiner Nerdfreunde von früher und einem Bauern, dessen Hof vor einem Jahr abgebrannt war. Gegenüber saß eine Mutter von mittlerweile 3 Kindern, der Versicherungsvertreter meines Vertrauens und eine engere Freundin, die mich seit dem Kindergarten begleitete. Wow! Sie alle hatten schon einiges erlebt, es war spannend den einzelnen Geschichten zu lauschen! Plötzlich wurde es still – 3 der coolen Boys kamen herein! Keiner sagte ein Wort. Eine wirklich schräge Situation! Nachdem sie einen Auftritt hinlegten und sich auf die einzigen freien Plätze niederließen, begannen die Gespräche langsam wieder zuzunehmen. Es stellte sich heraus, dass der Rest der Clique abgesagt hatte. Die Stimmung wurde immer ausgelassener und ich weiß bis jetzt nicht mehr wie, aber irgendwie landete ich genau in der Männerrunde des Tisches. Ich führte wahnsinnig gute Gespräche mit den „coolen Boys“ und fand heraus, dass sie erwachsener geworden waren und wir echt auf einer Wellenlänge waren. Sie alle erzählten mir von ihrem bisherigen Lebensweg und es war wirklich spannend. Als krönenden Abschluss gingen zwei Freundinnen, die coolen Boys und ich noch feiern in einem Club. In diesem verriet mir einer der Boys, dass mein rechter Sitznachbar aus dem Stuhlkreis seit 11 Jahren in mich verknallt ist und mich beim Klassentreffen gar nicht aus den Augen lassen konnte. Aber er war bis jetzt einfach zu schüchtern um mich anzusprechen oder anzuschreiben. Wer weiß, vielleicht kann sich daraus ja noch etwas entwickeln! Das Klassentreffen hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig es ist, über seinen eigenen Schatten zu springen, denn oft entwickeln sich daraus einzigartige und schöne Momente!
© SuzieLin 2024-04-16