Kleine Schritte

Es dauert nur einen kurzen Augenblick, einen Moment. Die Welt dreht sich weiter, nur ist sie jetzt nicht mehr dieselbe. Das Leben hat beschlossen, mir eine Lektion zu erteilen und ich wurde wieder zum Start zurückversetzt. Falsche Entscheidungen haben sich gut als richtige Entscheidungen getarnt, sie sind aber mittlerweile aufgeflogen. Es hat sich erwiesen, dass meine Realität nicht die anderer Menschen ist, zu groß sind die Unterschiede. Wieder stehe ich da, völlig leer und ausgelaugt, ich habe im Moment keine Kraft, die mir den richtigen Weg zeigen könnte. Große Sprünge sind nicht möglich, ich muss kleine Schritte vorwärts machen, einen nach dem anderen. Und beobachten, ob sie mich in die richtige Richtung leiten werden. Der Weg ist neu, ich kenne ihn nicht. Zurück kann ich nicht mehr, nach vorne ist die einzige Richtung, in die ich mich bewegen kann.

Der erste Schritt vorwärts ist die Aufarbeitung dessen, was geschehen ist. Ich mache in meinem Kopf eine Analyse. Was genau ist geschehen, warum und was nehme ich auf meinem zukünftigen Weg ins neue Leben mit. Ich merke, je länger ich darüber nachdenke, dass viel Positives dabei ist, wunderschöne Momente. Solche, die ich bestimmt nicht vergesse und die ich ebenfalls als Lehre fürs Leben mitnehme, wie alles Negative. Ich muss nicht alles ändern, aber einiges. Der zweite Schritt ist, zu akzeptieren, was geschehen ist, dankbar für die guten Momente zu sein, ebenso für die nicht so guten Momente, für ihre Lehrstunden. Die Phase der Heilung dauert, aber sie ist notwendig und befreit. Der dritte Schritt vorwärts ist einer der schwierigsten, das Loslassen. Schwer zu meistern, aber mit einer unglaublich großen Kraft ausgestattet, die mir zukünftig alle Möglichkeiten offen halten wird. Dieser Schritt macht alle folgenden Schritte leichter. Ich gehe sie locker und selbstbewusst, immer weniger blicke ich, auf meinem neuen Weg, zurück. Alle Wege und Leben, die hinter mir liegen, kann ich nicht mehr ändern.

Ich konzentriere mich auf meine kleinen Schritte vorwärts und beobachte mit großer Aufmerksamkeit jeden von ihnen. Das hätte ich schon vorher machen sollen, jetzt habe ich die Gelegenheit dazu. Bevor ich einen weiteren Schritt nach vorne mache, passe ich auf, dass der jetzige Schritt keinen Schaden anrichtet. Mit jedem neuen Schritt werde ich souveräner, sie fallen immer leichter und die Aufmerksamkeit wird zur Routine. Mittlerweile weiß ich genau, wohin ich gehen will und wie ich dorthin gelangen kann. Natürlich liegen auf dem Weg Steine, die ich wegräumen oder umgehen muss. Aber ich lasse mich nicht mehr von meinem Weg abbringen. Ich gehe ihn jetzt auch nicht mehr alleine, meine Familie und meine Freunde haben sich als Begleiter dazugesellt. Sie haben mich schon auf meinen falschen Wegen begleitet und haben dort auf mich aufgepasst. Es werden neue Menschen auf meinem Weg aufkreuzen, die mich ebenfalls durch mein Leben begleiten und den Weg mit mir teilen werden. Jeder kleine Schritt, den ich auf meinem neuen Weg gemacht habe, macht jetzt Sinn. Ich gehe weiter und wenn es notwendig ist, werde ich mich ausruhen. Was auch immer ich mache, ich habe meine Begleiter, Menschen die mich, wenn der Weg einmal nicht mehr der richtige sein sollte, wieder zurück auf den richtigen bringen werden. Ich bin stolz auf meine Familie und meine Freunde, sie sind unbezahlbar.