von lavoce
The times they are a changin‘. Die Zeiten ändern sich.
Was den Toilettenbesuch anbelangt, hat sich seit meiner Teenagerzeit einiges, um nicht zu sagen alles, gewandelt. Ein Dilemma, das uns weibliche Jugendliche früher eher nicht zu tangieren pflegte, da wir alle gemeinsam dorthin pilgerten, zeugt heute von regelrecht pressierender Relevanz: Wo ist das Klo?
Ich kann mich nicht entsinnen, als Pubertier in der Schule oder beim Fortgehen, die Toilette jemals allein (auf)gesucht zu haben. Staus am Mädchen-WC bildeten keine Seltenheit. Ziel war aber ohnedies selten unsere Erleichterung, sondern, ja, was eigentlich? Der Austausch des neuesten Tratschs, kollektive Herumkuderei, Jungsschwärmerei. In umgekehrter Reihenfolge.
Während unsere Jungs eher klobegabt waren und nur hin und wieder das Häusl für einen anderen als den ihm von Natur aus zugebilligtem Zweck missbrauchten (und wenn dann nur zusammen mit uns weiblichen Geschöpfen), entpuppten wir Girlies uns als sehr häuslerfinderisch. Die erste (und oftmals gleichzeitig letzte) Zigarette wurde dort verqualmt, das Schikursklo kurzfristig zur Bar umfunktioniert, in der Hochprozentiges nicht nur entleert, sondern auch konsumiert wurde.
Nicht, dass unsere männlichen Mitschüler nicht geraucht oder gesoffen hätten. Die waren aber so gescheit oder (im Nachhinein gesehen) so blöd, öffentlich, für jedermann ersichtlich, zu Werke zu gehen. Auf Fotos von anno dazumal erspäht man jedenfalls kein einziges männliches Wesen ohne Zigaretten- oder Bierdosenschmuck (natürlich Gösser), während wir Mädchen zwar mit leicht geröteten und schwarz umringten Augen aber brav ohne Tschick und Alkohol in die Kamera glubschten.
Heutzutage sind Klobesuche zu einsamen, langweiligen Alleingängen mutiert.
Der Wunsch, mir eine Zigarette in den Mund zu stecken, hat sich mit meinem sechzehnten Lebensjahr vertschüsst und Alkohol konsumiere ich nicht mehr, seitdem es mir offiziell erlaubt ist.
Als die Kinder noch in Minischuhen steckten, durfte ich die beiden mitschleppen. Der Spaßfaktor hielt sich in Grenzen. Zumindest der aus Erwachsenensicht.
Das einzig Abenteuerliche stellt in letzter Zeit die Suche nach diesen Erleichterungsetablissements dar. Kurzsichtigkeit, gepaart mit nicht vorhandenem Orientierungssinn führen mitunter zu Verzweiflungsaktionen. Das wäre mir als Jugendliche nie passiert.
Erwachsensein ist zuweilen echt nicht lustig.
© lavoce 2023-01-21