von Daniela Krammer
Wenn frau auf die fünfzig zugeht – das ja das neue dreißig sein soll, räusper – überlegt sie, wie sie auf ihren Körper hören soll, wenn der sich penetrant jeden morgen mit diversen Wehwehchen meldet. Hat nicht einmal jemand gesagt: “ Wenn du mit über vierzig morgens wach wirst und keine Schmerzen hast, bist tot.“? Nun, Frau überlegt, informiert sich und lernt, dass erstens Fasten und zweitens das Waldviertel unglaublich hilfreich sein könnten.
Dass Fasten eine Möglichkeit ist, nicht nur den Körper sondern auch den manchmal überlasteten Geist zur Ruhe zu bringen, ist verständlich. Aber warum das Waldviertel? Aber bitte, da gibt es doch das Kloster Pernegg, die haben jede Menge Angebote. Ich durchforste den Katalog: Basenfasten, Klosterfasten, Suppenfasten – ja was zum Teufel soll da das richtige für mich sein? Ich muss mich einlesen. Klosterfasten – das heißt wirklich, garnix essen. Das geht sich für mich nicht aus. Erstens will ich nicht abnehmen, nur heilen. Und zweitens ist mir das zu katholisch karg. Suppenfasten, da bekommt man wengisten so einen Smoothie, aber nein danke. Auch das erscheint mir zu restriktiv. Also Basenfasten klingt vernünftig. Da wird sogar Autophagen-Fasten als allerletzter Schrei angeboten. Na bitte. Das Rahmen-Angebot von Indian Balance über Yoga bis Kreistanz interessiert mich nicht, bei mir geht sowieso nur diese eine Woche, da muss ich nehmen, was angeboten wird.
Ich mache mich also auf den Weg ins Waldviertel und schon beim Hinfahren wird mir klar, warum das ein guter Tipp war. Selbst die Erde, die Bäume, die Felder, alles strahlt hier eine andächtige Kargheit aus, die jetzt schon den Kopf klären. Dieser Eindruck wird sich in den nächsten Tagen bei stundenlangen Wanderungen verstärken. Jedes Haus, jeder Fels, jeder Baum strahlt hier eine – wie soll ich sie nennen? – spirituelle Erdung trifft es am besten – aus. Sehr wohltuend.
Bei der Begrüßungsrunde erfahre ich, was uns erwartet. Autophagen Basenfasten heißt: wir essen zwischen 9.00 und 17.00 drei basische Mahlzeiten. Dazwischen nur ungezuckerten Tee – köstliche Teesorten sind jederzeit an der Teebar zu holen, – und viel Wasser. Das Rahmenprogramm ist Kreistanz. KREISTANZ. Na servas, denke ich mir. Das hab ich jetzt notwendig gehabt. Aber wenn es schon dabei ist, mache ich halt mit. Und ich bin überrascht, die einfachen Schritte, die von außen ein bisschen halblustig ausschauen, sind schnell gelernt und die sanfte Bewegung ist genau das richtige für diese Art des Fastens. Vor allem die Abendeinheit ist besonders wichtig, weil man ja sonst mit Kohldampf im Zimmer sitzt, ohne Wlan, ohne Fernseher und mit dem Auftrag, achtsam mit sich umzugehen.
Der Pfarrer des Klosters weiht uns bei einer Führung in die historischen Tatsachen der Gemeinde ein. Ein spannender Ort mit wunderschönen Ecken. Das Waldviertel habe ich richtig lieb gewonnen, mit all seinen Ecken und Kanten.
© Daniela Krammer 2020-03-18