Köln-Strumbach Theorie 3/3

„Wie bei ihnen war nie eine Kristina Reigedorn? Ich bin Kristina Reigedorn! Ich habe vor 16 Jahren mein Abitur auf ihrer Schule gemacht! Ich habe hier mein altes Zeugnis direkt vor mir liegen! Mit dem Siegel ihrer Schule und der Unterschrift der damaligen Direktorin!“, verzweifelt brüllte Kristina in ihr Telefon.
Doch das führte nur dazu, dass die Leitung plötzlich erstarb.
Wie betäubt starrte sie das Display ihres Handys an, welches langsam in ihren Augen verschwamm. Dahinter auf ihrem Schreibtisch lag ihr Zeugnis. Eines, das weiß auf schwarz bewies, dass sie ihre Schule besucht hatte. Und trotzdem, angeblich existierten keine andere Daten von ihrer Existenz dort.

Die ganze Nacht noch lang saß sie wach vor ihrem Laptop und durchforstete ihre alten Sachen, Daten oder versuchte irgendeinen Ansatz im Netz zu finden.

Es gab ein Sturmbach Labor 1945, Verrückte soll Sturmbach kurz vor ihrem Tod gesagt haben. Ein Artikel über eine Strumbach Straßen Legende, die immer wieder verschwinden und auftauchen sollte, ließ sie stutzen aber letztendlich gab es dazu auch nicht wirklich mehr anhalt.

„Kommst du endlich ins Bett Schatz?“, die Lippen ihres Mannes drängten sich ihr beinah auf und fühlten sich ungewohnt hart und unbequem ab und doch… der chemische Geschmack seiner Zahnpasta hatte irgendetwas Vertrautes.

Irgendetwas wie Strumbach.

Die folgenden Nächte fand Kristina immer weniger Schlaf. Bei ihrer Arbeit meldete sie sich krank. Nur um Zuhause weiter ihre Vergangenheit zu hinterfragen, die vor ihren Augen immer weiter zerfiel.

Selbst das Grab ihrer Eltern gehörte zwei Fremden.

Wer war sie? Was war real? Welche ihrer Erinnerungen könnte sie vertrauen? Sie brauchte Gewissheit.

***

„Das kann nicht sein…“, mit leerem Blick überflog Kristina den Brief, welcher ihr der Privatdetektiv zugeschickt hatte, den sie angeheuert hatte.

Sie faltete das Papier des verschwundenen Mannes zusammen und schob es in die oberste Schublade ihres Schreibtisches.

Angeblich gab es erst wirkliche spuren von ihr, seit zwei Jahren. Davor gab es Nichts. Als wäre sie einfach so aus dem Nichts aufgetaucht.

Ihre Vergangenheit hatte niemals stattgefunden. Sie hatte niemals stattgefunden.

Als Maja anfing zu schreien, ging sie ins Nebenzimmer und wiegte das Kind im Arm.

Es fühlte sich so Real an.

Real wie ihre Erinnerungen sich anfühlten.