von Stephan Hofinger
„Komm, lass dich ein auf die Lebendigkeit!“ – so lockt das neue Jahr.
An kaum einem Ort manifestiert sich für mich Lebendigkeit mehr als im Zirkus: Kreativität, Vielfalt, Wagemut, Staunen, Leichtigkeit, Poesie und Heiterkeit. Schon der unvergleichliche Duft im Zelt stimuliert mein Sein. Und ich verkenne dabei nicht die Mühen und Konsequenz, die es braucht, um solch ein zauberhaftes Gesamtkunstwerk zu schaffen. Denn wie im echten Leben kommt ohne Einsatz nur Mittelmäßigkeit heraus.
Wie soll dieses Jahr werden? Das frage ich häufig meine Klienten und an diesem Neujahrstag auch mich. Wie wäre es, ohne mediale Ablenkung frei dem eigenen Gespür zu folgen und couragiert eine individuelle Lebensspur zu finden? Ist es vielleicht an der Zeit, manche eingefahrenen Muster und Routinen zurückzulassen, sodass es ein unvergleichliches Jahr wird? Magst du dich deinem Herzen folgend auf eine bisher noch ungelebte Sehnsucht einlassen, mutig Neuland betreten?
„Wenn es keine Vision mehr gibt von etwas GroĂźem, Schönem, Wichtigem, dann reduziert sich die Vitalität, und der Mensch wird lebensschwächer.“
Sehen wir nicht vielerorts die Lebensschwäche, von der Erich Fromm hier spricht? Wir scheinen keine Zeit mehr zu haben, uns mit Wesentlichem zu befassen, zu sehr fordert uns der Alltag, zu sehr werden wir abgelenkt von der Flut medialer Eindrücke. Vieles zehrt, wenig nährt. Wie aber finden wir das vitale Leben (wieder), das wir als verschüttete Erinnerung in uns tragen?
Innehalten ist einer der Schlüssel. Innehalten und die Perspektive wechseln, den Blick wieder weit werden lassen und das Herz offen. Meditierend hinspüren, was Begeisterung weckt, was das Leben wirklich von uns möchte. Die Enge des Alltags zurücklassen und aufbrechen. Ein inneres Aufbrechen in die Lebendigkeit im stillen Sitzen. Kein im Voraus festgelegtes Ziel, sondern Weite, die jeden mit der Zeit das Ureigene, jede ihre Vision finden lässt.
Ja, das birgt auch Risiko. Die Fülle des Lebens können wir nur ganz haben. Graue Sicherheit oder kunterbunte Freiheit – nur die Lieblingsfarbe bestellen, funktioniert nicht. Angst oder Vertrauen, das ist die Entscheidung, die es zu treffen gilt.
„Fürchte dich nicht!“ Der weihnachtliche Zuruf der Engel klingt noch nach. Wie sehr hat er unsere Herzen wirklich erreicht und verwandelt? Ich mag mir diesen Motivations-Zuruf selbst noch mehr zu Herzen nehmen – und im Coaching anderen Menschen weiter zutragen. Und bin schon gespannt, was daraus entstehen wird.
© Stephan Hofinger 2025-01-05