Komm mit in meine Welt!

EvGre

von EvGre

Story

Meine Welt besteht aus verschiedenen Welten. Sie sind ineinander verschränkt. Von einer dieser Welten will ich euch erzählen. Sie begann vor drei Jahren. Spargel, panierter Spargel mit einer guten Soße Hollandaise mit Dille verfeinert. Ein romantischer Abend mit meinem Mann, das war vorgesehen. Der Tisch ist schön gedeckt, die Kerzen werfen ein warmes Licht auf unsere Gesichter, der Wein schimmert im Glase, wir prosten uns zu und freuen uns auf das gute Essen.

In Erwartung des wohlschmeckenden Mahles beim ersten Bissen schon ein unangenehmes Brennen auf der Zunge. Noch ein Stück probiert. Schließlich hatte ich Spargel immer gut vertragen, ihn gerne und oft gegessen.

Schon bald zeigten sich an den Händen, Hüfte, Po und Oberschenkel rote erhabene Flecken, die ständig an Größe zunahmen. Bald schon waren es keine einzelnen Flecken mehr, sondern ganze Flächen, die erhaben und rot, ziemlich juckten und brannten. Zugegeben, Panik hat mich ergriffen. Ich fühlte mich auch vom Kreislauf her nicht gut, das schrieb ich allerdings meiner Angst zu. Beim Beratungsdienst angerufen und um Rat gefragt. Die hatten dann gleich einen Rettungswagen vorbeigeschickt.

Kurz und gut, ich hatte einen heftigen Urtikariaanfall. Eine Infusion mit Cortison und Injektionen mit Antihistaminika haben diesen schrecklichen Zwischenfall bald behoben. Dachte ich zumindest. Leider hat sich diese Annahme allzu bald als falsch herausgestellt. Seit nunmehr drei Jahren habe ich fast täglich, zurzeit Gott sei Dank nur in leichter Form, dieses Problem. In der Zwischenzeit ist klar, dass ich chronische und noch dazu Kälteurtikaria habe. Jetzt im Sommer ist es weitgehend sehr angenehm für mich.

Ich kann mich frei bewegen, kann jederzeit das Haus verlassen und genieße die Wärme. Bei Temperaturen unter 15 Grad muss ich mich wegen dieser Krankheit sehr warm anziehen. Ich fühle mich dann wie ein Polarmensch.

Wenn es kälter ist, wird es sehr schwierig für mich. Oft bin ich dann wochenlang im Haus eingesperrt. Glück im Unglück, der Corona-Lockdown war für mich kein Problem, da schon gewohnt. Noch ein Glück, ich bin Pensionistin, muss nicht mehr zur Arbeit. Menschen, die noch berufstätig sind, haben wegen der vielen Krankenstände oft große finanzielle Sorgen. Abgesehen davon hat diese Krankheit noch viele andere unangenehme Begleiterscheinungen, die im täglichen Leben sehr einschränken. Schwimmen gehen ist zB für mich leider nicht möglich. Bei jedem Medikament ist die Frage, wie reagiere ich darauf? Dasselbe gilt fürs Essen. Doch ja, ich habe gelernt, damit zu leben. Ich habe mich dem Urtikaria Verband angeschlossen und geholfen, ihn aufzubauen, in dem ich meine persönlichen Fähigkeiten eingebracht habe. Ich schreibe u.a. die Buchrezensionen für unser Magazin INCENDI. www.incendi-magazin.com. Für mich ist der Austausch und die Informationen, die ich dadurch erhalte, sehr wertvoll, sie helfen mir, mit dieser Krankheit besser zurechtzukommen.

© EvGre 2021-08-19

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