Konsequenzen

Ignatius-B-Samson

von Ignatius-B-Samson

Story

Im Leben geht es um Konsequenzen. Das Problem ist, dass man nicht beliebig zurückgehen kann. Irgendwann erreicht man einen Punkt, an dem man zu den getroffenen Entscheidungen stehen und mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen leben muss.

Es gibt im Internet Tausende schlauer Sprüche. Es heißt, man soll niemals etwas aufgeben, das man liebt. Es heißt, dass sich irgendwann selbst das stärkste Herz umdreht und geht. Es heißt, dass man dort weggehen soll, wo man nicht geschätzt wird. Sie alle scheinen wahr zu sein, aber keiner dieser Sprüche ist allgemeingültig. Auf welchen also soll ich hören?

Ich weiß nicht, was wir hatten. Es war keine Beziehung und vielleicht war es nicht einmal eine Affäre. Wir waren uns zwar einmal einig, dass es sich zumindest wie eine solche angefühlt hat, aber auch das scheint heute nichts mehr zu bedeuten. Vielleicht war da nie etwas zwischen uns. Aber auch wenn ich nicht weiß, was wir hatten, ich weiß, was das jetzt ist: ein Schlussstrich. Eine Trennung.

Sie hat all ihre Stories auf dieser Seite gelöscht, die mit mir zu tun hatten. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Es sind ihre Geschichten und sie kann damit tun, was sie will… aber es ging darin um mich. Geht mich das etwa nichts an? Auf den ersten Moment waren also Verbitterung und Enttäuschung da, ein wenig mehr noch als vorher, aber ich gehe davon aus, dass sie die besten Absichten hatte und mir so Schmerz ersparen wollte. Das schien immer die Grundregel zwischen uns zu sein. Sie kann es nicht richtig machen und ich kann nicht gewinnen.

Das einzige, was ich ihr zugutehalten muss, ist, dass sie mir nie etwas anderes versprochen hat. Sie hat mir immer gesagt, dass sie nicht zu mir kommen wird, und wenn ich etwas anderes behaupten würde, würde ich nur lügen, um sie schlecht zu machen, und wir sind beide besser als das. Aber heißt das, ich hätte nie auf etwas Besseres hoffen dürfen? Ich habe immer gehofft, sie würde irgendwann verstehen, warum es richtig ist. Im Grund halte ich es auch heute noch für richtig. Ich habe gehofft, wenn ich nur mein Bestes gebe, würde es irgendwann reichen. Das Beste, was ich tun kann, ist doch auf die Chance zu setzen, oder? Ich hätte alles für sie getan, aber wenn alles ihr nicht genug ist, habe ich das Ende meiner Möglichkeiten erreicht.

Ich gehe davon aus, dass das auch mein letzter Eintrag auf Story One sein wird. Ich kann nicht frei schreiben, solange sie diese Seite kennt und ich davon ausgehen muss, dass sie meine Gedanken lesen könnte.

Das sollte alles nicht melodramatischer klingen als es ist. Trennung und Abstand sind leichter gesagt als getan, wenn man im selben Büro arbeitet. Ich werde für sie nicht einen Job aufgeben, den ich gerne mache, ganz abgesehen davon, dass ich mir das auch nicht leisten kann. Aber vielleicht können wir zumindest zu einem friedlichen und harmonischen Miteinander zurückkehren.

Sie war einmal mein Traum und wenn ich ganz ehrlich bin, ist sie es noch. Aber manche Träume gehören eben in die Tonne.

© Ignatius-B-Samson 2021-04-10